Bilder aus Kultur, Leben im Dorf und Volkswirtschaft
KB (S. 557) beschreibt das Elend der Dörfer dieser Zeit:
«Wieviel Jammer und Schrecken hatte dieser Krieg unseren Vor-
eltern gebracht! Die Wohnungen waren ausgeplündert, die Vorräte zum
guten Teile aufgezehrt; die Ställe standen beinahe leer, sogar den Triesen-
bergen stahlen die Franzosen Vieh im Werte von 6 000 fl.; Geld war keines
mebr vorhanden. Dazu die fortwährende Last der einquartierten Truppen.
Durch die Franzosen wurden die Leute nach Kriegsrecht, von den Österrei-
chern und Russen nicht viel besser behandelt.»
Zu allem Überfluss war unter dem Vieh noch die Klauenseuche
ausgebrochen. Alles lag darnieder. Landvogt Schuppler sagte noch
1809, es hätte keinen Sinn, den Gemeindeleuten neuen Gemeindeboden
auszuteilen, man müsse warten, bis sich der Viehbestand wieder erholt
‘abe, damit man Dung (Mist) besitze, die Böden düngen zu können!
Triesen wurde durch die Schäden der Franzosenzeit weit zurück-
geworfen und erholte sich erst wieder mit dem Aufkommen der Indu-
strie. 1809 - das ist bei Anlage des Grundbuches - wurden in Triesen 130
Hausnummern eingetragen.
1860 waren es erst 144, das ist in 50 Jahren nur 15 neue Häuser!
Dazu kam noch die Verlegung von 8 alten Hausnummern in der glei-
chen Zeit für Neubauten an der Landstrasse, insbesondere nach dem
1.Winkelbrand 1859. 1860-1899 entstanden neu 40 Hausnummern
(14585), das ist pro Jahr eine neue Hausnummer! 1900-1950 waren es
Nr. 186-278 = 92, das ist pro Jahr 1,8 neue Hausnummer.
Zum Dorfbild gehört auch das Bild der Familie. 1847 wohnten
ro Haushaltung in unserem Lande sechs Bewohner, 1947 noch vier und
1980 auf 1024 private Haushalte 2926 Personen, das ist pro Haushalt
noch 2,75 Personen. (Siehe hierzu die Ausführungen in Abschnitt 23:
«Armut, Krieg und Notzeiten».)
Wohnen und Bauten
Tschugmell schreibt 1971 in «Die alten Häuser von Triesen anno
1809»:
«Auch bebhieltnicht ein Haus seine Gestalt wie es aussah früher, son-
dern mehr oder weniger sind sie verändert, wie man sagt, modernisiert
worden und als ich einmal nachsuchte um ein altes Haus zu photographie-
ren, fand ich leider nicht eines mehr, das sein altes Aussehen bewahrt
hätte.»
Wohl am ehesten noch in seiner ursprünglichen Art erhalten
dürfte das heute von der Gemeinde übernommene alte Kaplaneihaus an
der Dorfstrasse (Nr. 16 alt = HNr. 49 neu) sein, das nun sinnvoll in
ainem Teile als Dorfmuseum eingerichtet ist. Dieses Haus war 1689
bereits für die Cooperatur gekauft worden.
ım 15. Jahrhundert ist Triesen zweimal in Kriegsläufen niederge-
brannt worden. Das meiste, was da vernichet wurde, dürfte aus Holz
gebaut gewesen sein, wie denn auch der Wiederaufbau nach dem
Schwabenkrieg 1499 in Holz erfolgt sein dürfte. Die ärmliche Bauern-
bevölkerung musste sich wieder mit einfachen Wohnungen begnügen,
mit besseren «Bauernhütten». Bauholz war damals rar. Es musste vom
Berg geholt werden. Unten ums Dorf stand Laubwaldung, auf den
Rüfen Gestrüpp, in der Rheinebene Auwald.
Gebaut wurde an der Dorfstrasse (wohl die alte Heimgasse). Man
wollte mit Haus und Stall am Wasser bleiben, ebenso am Viehtriebweg