Bilder aus Kultur, Leben im Dorf und Volkswirtschafi
Ein grosser Teil der Kulturgeschichte unseres Dorfes ist bereits in
anderen Abschnitten dieses Buches berücksichtigt (Kulturveränderun-
gen in der Bodennutzung, Pflanzenbau, Kirche, Schule, Verkehr usw.).
Es kann deshalb auf eine eingehende Wiedergabe an dieser Stelle ver-
zichtet werden, auch wenn gelegentlich eine Wiederholung unvermeid-
lich ist.
Mehr als in den Städten besteht im Dorfe ein Beharrungsvermö-
gen. So vermochten sich Gewohnheit, Lebensbräuche, Sitten hier eher
zu erhalten. Viel länger als in der Stadt beharrte das Volk des Dorfes be:
seinen Bräuchen besonders in den engsten Beziehungen des menschli-
chen Zusammenlebens (Familienzusammenhalt, Familienereignisse).
Es blieb dem 20. Jahrhundert vorbehalten, den in den Städten schon
längst vollzogenen Wandel der Lebensweise und Lebensgewohnheiten
ins Dorf zu tragen und damit hier einen Kulturwandel herbeizuführen
und alte Tradition zur Folklore werden zu lassen.
Im Rahmen einer Geschichte des Dorfes kann keine umfassende
Kulturgeschichte des Dorfes bis zurück in die Anfänge der Besiedlung
geboten werden.
Triesen war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein aus
gesprochenes Bauerndorf, wiederholt Kriegsschauplatz, zerstört,
geplagt von Föhn, Rhein und Rüfen. Der Dorfkern, auf einem Berg-
sturzgebiet stehend, besass einen schlechten Bauuntergrund; der beste
Boden war Lehenboden und der Bauer nur Pächter darauf, alles Fakten,
die in alter Zeit für eine dorfeigene typische oder vielleicht gar bessere
Lebensweise gegenüber Nachbarn nichts zu bringen vermochten.
Einen unverkennbaren Einfluss auf Dorfkultur und Lebensweise
muss die Einwanderung der Walliser ab ca. 1280 gebracht haben. Diese
siedelten sich in der Gemarkung von Triesen an, bauten ob dem Wald
auf den alten Weiden von Triesen ihr Dorf auf, teilten fortan mit den
Triesnern Alpen und Wälder und gingen teilweise in der alteingesesse-
nen Bevölkerung auf. In ihrer Eigenart (Bauweise, Lebensweise) stehen
sie jedoch den Triesnern ferner als die Nachbarn im Tale.
Die Triesner der späteren Jahre betrieben wie die eingewanderten
Walliser auf deren Art die Viehwirtschaft am Berg und in den Alpen.
Typisch dafür sind für Triesen bis in die neueste Zeit die ausser dem
Dorfe bewirtschafteten kleinen Güter mit eigener Stallung, dazu die
Heubergbewirtschaftung.
Älteste Zeit
Die Ausgrabungen (besonders am Eschnerberg) bezeugen das
Vorhandensein von Wohnstätten lange bevor um 15. v. Chr. die Römer
in unsere Gegend kamen. Auch diese Menschen der Steinzeit, Bronze-
zeit und Eisenzeit besassen ihre eigene Kultur und wohnten in Gemein-
schaften beisammen. Sie besassen ihre eigene Sprache, verfertigten die
Geräte für den täglichen Gebrauch, besassen ihre Kultstätten, pflanzten
bereits Getreide (praktisch Ackerfrüchte), wie wir sie bis heute kennen;
ausgenommen Mais, Kartoffeln, Tabak, edlere Rübensorten). Obst und
Wein sollen die Römer schon angetroffen haben. Neben Tierfellen dien-
ten ihnen bereits Flachs und Wolle als Grundstoffe zur Fertigung der
Kleidung. Nichts kennen wir jedoch aus dieser Zeit von der Kunst des
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