Verkehr
im Unterland, wo in Schaanwald und Nendeln die neue Reichsstrasse
tiefer liegt als die sicher erkennbare alte Römerstrasse. In Schaan- Vaduz
folgte sie der alten Strasse. In Triesen kam sie über den Meierhof der
Halde entlang ins Gebiet der Muttergotteskapelle, aber von dort weg
auch mehr dem Rheine zu angelegt. Denn unter der Muttergotteska-
pelle zeugen die im Mittelalter bereits erwähnte Schmiede (1599 Wuhr-
streit JBL 1902, 211) und eine Brücke am Rheinfluss mit Kapelle in
Gapont (JBL 1902, 30) dafür, dass die Reichsstrasse unten verlief und
nicht oben im Dorfe. Genaue Anhaltspunkte fehlen. 1599 wurde die
Hintermarke zum Rheinwuhr bei der Schmiede vor dem Gasthaus
Sonne 22 Klafter weniger 1 Schuh gesetzt, das bedeutet, dass der Rhein
hier nur ca. 40 Meter entfernt war, also dort floss, wo heute das Gemein-
dezentrum in der Rheinau steht. Die alten Strassen sind auf weite Strek-
ken durch die Rüfeauflagerungen überdeckt worden oder dort, wo sie
sich zu weit an den Rhein gewagt hatten, von diesem wieder zerstört
worden. Rüfeverbauungen Kants man noch nicht. Die Rüfen bildeten
eine schwere Gefahr der Strassen, weil sie diese immer wieder verschüt-
teten. Man konnte ihnen nur beschränkt ausweichen. Von der Lawena-
-üfe vernehmen wir, dass die Strasse in deren Bereich wiederholt verlegt
worden ist. Noch in diesem Jahrhundert (z.B. am 15. Juni 1910) überflu-
'eten die Rüfen die Landstrasse in Triesen, so dass sie zeitweilig unpas:
sierbar war.
Schon die Landesbeschreibung Schupplers von 1815 besagt: «Sie
sind im ganzen, sonderlich die Hauptstrasse im guten Zustand, und werden
durch periodische Beschuttung im fahrbaren Stande erhalten, im Orte Nen-
deln einmahl, zwischen Nendeln und Schaan an zwei Orten, zwischen
Schaan und Vaduz einmahl, zwischen Vaduz und Triesen einmahl, zwi-
schen Triesen und Balzers zweimahl, also im ganzen auf acht Orten der
Rüfeverwüstung, wodurch sie bei starken Gewittern oft im Jahre bald da,
bald dort durch Klaftertiefe gewaltsame Ausrisse, oder eben so hohe Stein-
aufhäufungen, und das reissende Gebirgswasser auf mehrere Tage unfahr-
bar gemacht wird, und dann, um die Comunication nicht zu hemmen,
immer schnelle und mit bedeutenden Kosten wieder hergestellt werden
muss. Dieses bleibene-tibl lässt sich auf keine Art abwenden.»
Den «Gedenkblätter über die Rüfen 1835-1894» (vom Lande 1895
herausgegeben) ist zu entnehmen:
In bezug auf die Lawenarüfe: «Nachdem aber die Landstrasse aus
diesem unsicheren Terrain abgelenkt worden ist, findet man auch in dieser
Zone einstweilige Bauvorkehren nicht für nötig», und in bezug auf die
Badtobelrüfe:
«Die dritte Zone, oder das Ablagerungsgebiet dieser beträchtlich viel
Geschiebe führenden Rüfe beginnt schon 150 Meter unter dem alten Alp-
wege. Von dort an breitet sich die Rüfe flächenartig in einer Länge von 600
Metern bis über die Landstrasse hinunter aus und erreicht dort eine Breite
von 400 Meter. Das ganze von der Rüfe beherrschte Terrain hat eine Aus-
dehnung von wenigstens 150000 m’. Die Landstrasse wurde von dieser
Rüfe seıt Jahren derart belästigt, dass man gezwungen war, dieselbe zu ver-
legen. Da die alte Strasse nunmehr der Rüfe preisgegeben wird, wäre eine
weitere Einschränkung der Ablagerungszone ntthaft Dadurch könnte die
Gemeinde Triesen leicht 6080000 m? Waldland gewinnen.»
Nach Abschluss der Rheinwuhrbauten konnte man sich den
Rüfeverbauungen zuwenden. Nach dem 2. Weltkriege entstanden auch
in Triesen nach und nach die sog. Kiessammler in den Rüfen. Oberhalb
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