Die Schule
der Nachbargemeinde Sevelen vernehmen wir, dass dort für eine Schul-
sftung gesammelt wurde, um eine viermonatige Winterschule einzu-
sichten.
Über den schulischen Erfolg der Frühmesser-Schule nach dem
Willen des Stifters von Kriss von 1789 wissen wir nicht allzuviel. Die
jeweiligen Frühmesser (Kapläne, Cooperatoren) sind in dieser Zeit bis
um 1800 als die Volksschullehrer anzusehen. Die Triesner mussten an
dieser Schule und deren gutem Fortbestand doch interessiert gewesen
sein. Denn einmal klagten sie bereits 1694 dem Bischof von Chur anläss-
lich der Firmung un Visitation in Triesen über den damaligen Früh-
messer Andreas Bayer wegen Saumsal in der Erfüllung seiner Obliegen-
heiten in Schule und Seelsorge. Ein andermal erhob um 1780 (JBL 1902)
die Gemeinde gegen den guten Cooperator Pümpel Klage in Chur, dass
er die Schule nicht zur Zufriedenheit versehe, die Zeit zu wenig genau
einhalte und zu mangelhafte Disziplin halte. Er sandte darauf eine
Rechtfertigung ein, deren Lapidarstil. seine komische Wirkung in Chur
sicher nicht verfehlt hat. Er sagt darin der dreifachen Anklage gegen-
über: «7) er habe die Schulzeit ziemlich eingehalten; so genau müsse man
die Sache nicht nehmen; 2) dass die Disziplin nicht die beste sei, sei nicht
seine Schuld, sondern die Schuld der Eltern, die ihre Kinder zu Kälbern
erziehen; 3) auf den Vorwurf, dass er nichts leiste, antwortete er, die dum-
men Bauern können das gar nicht beurteilen; von den Richtern selbst kön-
nen die meisten weder lesen noch schreiben; sie sollen also das Maul halten;
er könne aus Ochsen und Eseln keine Nachtigallen machen. Schliesslich
schimpft er über die bösen Mäuler und bittet, ihnen kein Gehör zu geben.»
Bezüglich der Schule heisst es: «Wegen der Schul sollte jedes Kınd
vom Berg bezahlen 36 kr. und etliche Kreuz Schindeln. Zu meiner jetzigen
Zeit ist vom Berg nur etwa ein oder das andere Kind teils wegen Weite des
Weges und Rauheit des Wetters, teils aus Abgang der Lebensmittel, teils
auch wegen Verfolgung und Verspottung von Seite der hiesigen Kinder in
die Schule herab kommen.»
Cooperator Pümpel war der Sohn des in Vaduz tätigen Chirurgen
und Landschaftsarztes Pümpel. Er war von 1773 bis zum 15. März 1814
Kaplan in Triesen und galtals-Original. Nach seinem Tode wurde er auf-
grund der oberamtlichen Bestimmungen als erster Priester nicht mehr ın
der Kirche, sondern ausserhalb derselben vor dem Portal beerdigt.
Als er, so wird erzählt, einst Mangel an Brennholz hatte, nahm er
die Axt und ging dem Walde zu. «Wenn mir niemand hilft, muss ich mir
selbst helfen», sprach er zu den erstaunten Leuten, die ihm begegneten.
Das wirkte; bald hatte er Holz zur Genüge.
Interessanterweise finden wir aber neben den Frühmessern als
Lehrer gegen Ende des 18. Jhdts. in Triesen bereits weltliche Lehrkräfte
vor. So werden z.B. im Triesner Steuerbuch von 1777 Franz Josef
Schopp («derzeit Schulhalter») und Johann Negele (17731840) «Lehrer
und Organist» genannt. Es ist möglich, dass bei der grösser gewordenen
Schülerzahl (Triesen und Triesenberg) der Frühmesser und der weltliche
Lehrer Schuldienst leisteten.
Ein Lehrer erhielt 1780 seitens der Gemeinde pro Kind 56 Kreu-
zer Entschädigung für den Unterricht in der Winterschule. 1813 begeg-
nen wir einem Lehrer Xaver Kindle, der ein Verzeichnis jener 84 Kinder
anlegte, die pflichtig wären, die Winterschule 1813/1814 in Triesen zu
besuchen. Seine Schulstube war im Hause No. 31 alt = 56 neu (heute
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