Kirche und kirchliche Verhältnisse, Pfarrer und Kirchenbauten
geln ist in inniger, anmutiger Weise die Verkündigung an Maria durch den
Erzengel Gabriel dargestellt.
Der in seiner Grösse bescheidene Altar ist eine Werkstattarbeit des
Holzbildners Jörg Syrlin des Jüngeren aus Ulm, wie aus Vergleichen mit
Altären in Graubünden, etwa in Ems, Alvaneu oder Salnuz ar hervor-
geht, auch aus dem Granatapfelmuster im Hintergrund, das mit der Arbeit
eines Gesellen von Syrlin ın Vals genau übereinstimmt. Das Verkündi-
zungsbild hat Ähnlichkeit mit dem von Obervaz-Lain, gleichfalls aus der
Schule Syrlin stammend.
Die Syrlin waren ein Geschlecht von Künstlern aus Ulm, und wie
sch die Bildhauer des Mittelalters schlicht als Schreiner bezeichneten, so
war auch Jörg Mitglied und zeitweise Zunftmeister dieser Handwerker aus
Ulm. Seine Holzstatuen gehören zu den besten Schöpfungen der spätgoti-
schen deutschen Bildnerkunst. Wir können stolz sein, diese Zierde der
Kirche zu besitzen.
Die Fresken
Das schönste Ergebnis der Restaurierung ist die Freilegung der Fres-
ken, welche die Wände der ganzen Kirche in zweı Bildbänden edeckten.
Es ıst zu bedauern, dass der Erhaltungszustand einzelner Werke zu wün-
schen übrig lässt, aber wir können doch erkennen, wie dem betenden Volke
‘das damals nur zum kleinen Teil lesen konnte) die heilige Schrift bildhaft
nahegebracht wurde.
Die obere Reihe stellt das Geschehen in der letzten Lebenswoche
Christi dar, die untere vom Tode bis zum Pfingstfeste.
Wir wollen versuchen, die einzelnen Motive zu erklären. Eigenarti-
gerweise beginnt das obere Bildband mit der Tempelreinigung (Epistel-
seite). Die Motivfolge ist dann: Gang der zwei Apostel zur Bereitung des
Abendmahlsaales, Abendmahl, Fusswaschung, die Jünger am ÖÜlberg,
Gefangennahme, die Frau des Pontius Pilatus tritt für Christus ein, Geisse-
lung, Christus vor dem Hohenpriester Kaiphas, Dornenkrönung, Todesur-
teil, Kreuztragung, Christuswird an das Kreuz genagelt, Kreuzeserhöhung.
Das untere Band, die Ereignisse nach dem Tode Christi darstellend,
beginnt mit der Kreuzabnahme, es folgen: «Abgestiegen zu der Hölle»,
Grablegung, Auferstehung, Begegnung am Ostermorgen, Himmelfahrt,
die Apostel am Österabend, Pfingstmorgen. Die untere Reihe weist leider
manche Lücke auf.
Reizvoll ist die Abwechslung der Farben blaugrün und rotbraun in
den benachbarten Feldern. Der Künstler war in gleicher Weise ein erfahre-
ner Meister der Zeichnung wie der Farbgebung.
Im Chor sind vier Heilige dargestellt: Ein heiliger Bischof, wohl
Sankt Mamertus, St. Sebastian, die heilige Margarethe mit dem besiegten
Drachen und der heilige Gallus mit dem Bären.
Interessant ist der Zusammenhang mit den Fresken aus Masescha, die
Poeschel in die Zeit um 1480 datiert und die nach seiner Auffassung in «der
Zartheit der Linienführung von einem tüchtigen Meister stammen.»
Wir finden dort am Gewölbe des Chors den thronenden Christus im
Oval, umgeben von kreisrunden Medaillons mit den Evangelistensymbo-
len. Auch unsere Kirche zeigt dieselbe Anordnung, erkennbar ist nur noch
ein Symbol. Überzeugend erscheint mir die Ähnlichkeit des besterhaltenen
Bildes von Masescha, der betenden Marie, mit Köpfen der Triesner Fresken.
Beide Kirchen gehören zur Pfarrei Triesen und die Fresken (auch in Triesen-
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