Alpen und Heuberg
Iriesner rodeten dann auf der Hahnenspielseite. Sie erhielten aber nur
:rockene, wenig ergiebige und dauernd von Rüfen bedrohte Wiesen.
Die Alpe wurde aber durch die immer stärker einwirkende Verrüfnung
entwertet. Die Stallungen in der Alpe waren vor 1870 nur aus Holz
gebaut. Nach und nach ging man dazu über, dieselben wie die Hütten
aus Mauerwerk zu erstellen und dazu den Kalk an Ort und Stelle zu
brennen. In Triesen wurden beim Wiederaufbau 1945-1947 sämtliche
Stallungen und Sennhütten gemauert. Alt (aus Holz) sind lediglich noch
die Bauten auf dem Obersäss.
Humor gehört auch zur Alpwirtschaft: Im Alpbuch Valüna 1894
schreibt der damalige Alpvogt Julius Kindle: «Die Alpknechte wurden
von den Gapfahlern wegen Heudiebstahl eingeklagt. Die Knechte gestan-
den es, sie seien in Noth gewesen, weil ihnen das Bett auch genommen wor-
den sei, und haben dann ungefähr einen Zentner Heu geholt. . . Sie muss-
ten das Heu und eine Busse bezahlen!» Seit die Alpen in der Zeit zwi-
schen 1860 und 1900 durch Strassen erschlossen wurden, das Land zur
Förderung der Alpwirtschaft den Unterhalt dieser Strassen grossenteils
übernahm, Subventionen an Gebäude- und Sennereieinrichtungen
sowie seit den 1950er Jahren Bewirtschaftungsbeiträge gewährte, ist der
Betrieb der Alpen leichter und einträglicher geworden. Anstelle des Tra-
zens von Lasten zur und von der Alpe traten das Pferdefuhrwerk und
aach dem zweiten Weltkriege immer mehr Auto und Traktor, vereinzelt
wurden Seilwinden, Seilzüge und seit Mitte der 1970er Jahre selbst der
Helikopter zum Transport eingesetzt. In den Alpen entstanden eigent-
che Triebwege (Alpsträsschen) wie in Valüna nach dem Waldboden
ınd dem Haidbüchel, in Lawena nach der Rassla und dem Obersäss und
von der Münz nach dem Wang und im Wang nach dem Hubel. Die
Beweidung ist durch die beinahe vollständige Einzäunung der einzelnen
Alpen sehr erleichtert worden, und seit rund zwanzig Jahren ist der
elektrische Viehhüteapparat (Zaun) von der Alpe nicht mehr wegzu-
denken. Es braucht viel weniger Alppersonal oder gar keines mehr, wie
auf Wang und Münz, wo man sich ganz auf den elektrischen Viehhüter-
Zaun und einzelne Kontrollen verlässt. In Lawena, das früher mit zwei
geteilten Herden bis 8 Bedienstete brauchte, hütet heute eine einzige
Person. Auch der Schäfer fehlt. Grenzüberschreitungen und Grenzstrei-
ügkeiten gibt es kaum mehr. Der letzte wurde 1942 zwischen Valüna
und Gritsch ausgetragen. Valüna und Lawena besitzen seit Jahrzehnten
21gene kleine Stromversorgungsanlagen. Jede Alpe hat bei den Sennhüt-
:en und Stallungen frisches Quellwasser, ausserdem aber auch noch auf
den entfernteren Weideplätzen Tränkstellen und zwar entweder in Trö-
zen gefasstes oder durch Röhren geleitetes reines Quellenwasser,
manchmal auch frische Gebirgsbäche, «Es kann nicht genug hervorge-
ı0ben werden, wie sehr die Beschaffung frischen Tränkwassers allen
Alpwirten angelegen sein sollte. Ist es doch zur Genüge bewiesen, dass
ler Mangel daran gewöhnlich mit Epidemien im Zusammenhang steht,
weil die Tiere dann gezwungen sind, aus Pfützen und Teichen zu trin-
zen, deren Wasser durch allerlei mikroskopische Organismen verunrei-
ılgt ist (z.B. Milzbrand).» (Klenze)
‚Jie notwendigen Räumungsarbeiten wurden bis nach dem zweı-
ten Weltkriege noch grösstenteils durch Fronarbeit (Alptage machen)
sesorgt und nur grössere Arbeiten gingen in Akkord. Heute sind die
rcrontage in Triesen gänzlich aufgelassen. Die Räumungsarbeiten besor-
ven Unternehmer oder eigens angestellte Bedienstete, wozu noch frei-