Die Landwirtschaft
Von all den Getreidesorten der alten Zeit verblieben auf den Fel-
dern bis ins 20. Jahrhundert: Weizen, Gerste, während Hafer, Roggen
und der als Nachfrucht nach Wintergerste und Winterweizen gesäte
etwas rötlich blühende Haiden ganz eingingen, ebenso Hirse und Spelz
(Fesen-Fäsa) hier kaum einmal gepflanzt worden war. Als Nachfrucht
kamen später weisse Rüben aufs abgeerntete Kornfeld.
Die alemannische Dreifelderwirtschaft wurde allgemein und erst
Ende des 18. Jahrhunderts dadurch verbessert, dass man zu düngen
anfıng und als Zwischenfrucht Mais, Kartoffeln und Klee pflanzte. Erst
Kartoffeln und Mais bannten den Hunger.
Das LUB 1/4-49 erwähnt anlässlich einer Zusammenstellung
erlittenen Schadens des Hochstiftes Chur in der Zeit von 1313-1327,
dass ein Heinrich Barfa eine Wiese gewaltsam mit bewaffneten Männern
jenes von Vaz gemäht hätte. Wenn von Mähen hier die Rede ist, so muss
also damals schon die Sense gebraucht worden sein, auch zum Ernten
des Mekorns (Mischkorn von Hafer und Gerste).
Der hl. Eusebius soll am 31. Jänner 884 mit einer Sense in Brederis
(bei Rankweil) auf dem Felde enthauptet worden sein. Ein weiterer Hin-
weis, dass die Sense neben der Sichel unserer Gegend schon früh vor-
handen war.
Der Weinbau
So wenig heute der Weinbau wirtschaftlich in Triesen und in ganz
Liechtenstein das Volkseinkommen wesentlich zu heben vermag, so
bedeutend war dessen Anteil an demselben zur Zeit vor der Industriali-
sierung. Das ist nicht nur für unser Gebiet auszusagen, so war es auch in
unserer Nachbarschaft. Die nachstehenden Ausführungen zum Wein-
bau, soweit sie vergleichend beigezogen werden können, sind der Arbeit
Ingrid Zeller, «Weinbau in Vorarlberg», in der Schriftenreihe der Rheti-
cus-Gesellschaft, Feldkirch, 1983 erschienen, entnommen, die bei ihrem
vergleichenden Blick für die Entwicklung des Weinbaues über die Gren-
zen auch Liechtenstein mit einbezog. Die weiteren lokalen Angaben
sind den statistischen Veröffentlichungen des Landes, dem Gemeindear-
chiv, den Historischen Jahrbüchern - er insbesonders was das 19. Jahr-
aundert betrifft, dem JBL 72 - und Landeszeitungen entnommen.
Wie zu Ende des 19. Jahrhunderts in Feldkirch und Umgebung
der Weinbau zum Erliegen kam, verwies man dort mit Recht auf die vie
besser anlaufenden Bestrebungen im Liechtensteiner Oberland, den
Weinbau aus der Krisis herauszuführen. Man zog Berater von hier dort
zu. Aber auch die vermochten den Abgang des Weinbaues in Vorarlberg
aicht aufzuhalten. Von ehemals 566 ha um 1838 sind heute nur noch
1,78 ha (davon noch rund 1 ha am Ardetzenberg in Feldkirch) erhalten.
[n Liechtenstein war der Bestand um 1900 noch 60 ha, 1927 noch 24 ha
57 a, davon in Triesen 4 ha 17 a. Im benachbarten St. Gallen ging der
Bestand an Weinbergen von 900 ha im Jahre 1800 auf 172 ha im Jahr 1983
zurück. Die Weinausfuhr aus Liechtenstein ging nie nach Süden (Grau-
dünden), weil dort angrenzend in der «Herrschaft» selbst die besten Reb-
zebiete lagen, sondern nach St. Gallen oder Vorarlberg oder über dieses
nach Süddeutschland. Um 1800 betrug die Rebbaufläche in Triesen ca.
30 000 Klafter (ca. 11 ha), 1890 noch 17 817 Klafter (ca. 6,5 ha), 1984
noch rund 3000 Klafter (ca. 1 ha). Im Triesner Rebbaugebiet lagen auch
die herrschaftlichen Weingärten: Bergweingarten (sog. Heerawıngert