Die Landwirtschaft
Mit dem Aufkommen von Handel, Gewerbe und Industrie gab es
andere Verdienstmöglichkeiten, obwohl auch alle Arbeiter, ja selbst
Angestellte, nebenberuflich Landwirtschaft betrieben. Zu Beginn des
ersten Weltkrieges waren noch ungefähr die Hälfte der Familien haupt-
beruflich Bauern. Nach dem zweiten Weltkriege verlor die Landwirt
schaft die führende Stellung als Erwerbszweig unseres Landes. 1982 sah
es wie folgt aus:
Aktive Bevölkerung: ganzes Land: davon Triesen:
Erwerbstätige 12191 1488
davon Landwirtschaft 236 17
Forstwirtschaft 52
Gartenbau “7
Q
Die bäuerliche Einrichtung, wie sie sich im Mittelalter herausge-
oildet hatte, verblieb in ihren Grundzügen, ihrer Wirtschaftsweise, den
Besitzverhältnissen nach bis ins 19. Jahrhundert ziemlich gleich. Im
Viehstand veränderte sich kaum etwas. Es wurden die gleichen Haus-
tiere gehalten. Dasselbe gilt von den Getreidearten. Die Belastung der
Ackerfelder mit dem Atzungsrecht verhinderte eine ergiebige Nutzung
derselben, wie auch der damit belasteten Wiesen. An neuen Äckerfrüch:
ten kamen der Mais (Türken) um 1700 und etwas später die Kartoffel auf
den Acker. Im Laufe von dreihundert Jahren hat sich erkennbar in Trie-
sen das aufwärtige Nutzland (Weide- und Wiesland) durch Reuten ver-
doppelt, das nutzbare in der Rheinebene von der linken auf die rechte
Stromseite verlagert (Verlust der Heuwiesen, Nutzbarmachung der
heute dorfnahen Rheinauen).
Doch die natürlichen Voraussetzungen für die Landwirtschaft,
von der allein fast alle Einwohner leben mussten, waren ungünstig.
Raubbau an den Wäldern in Graubünden führte zu einer zunehmenden
Rüfebildung, zu Bergstürzen und Erdrutschen, so dass der Rhein immer
grössere Geschiebemassen ın die unteren Talschaften wälzte, sein Bett
ständig erhöhte und damit die Talgründe immer mehr bedrohte. Die so-
genannten N ber FeRUeSALN häuften sich zusehends, obwohl
die Bewohner jährlich mehrere Wochen an der Ausbesserung der Wuhre
arbeiteten. Katastrophale Rüfeniedergänge zerstörten immer wieder
Kulturland, überschütteten die für den Durch angsverkehr wichtige
Landstrasse und bedrohten die Dörfer. Die Tallagen litten zusehends
stärker unter den Gewässern, die vom allmählich ansteigenden Wasser
spiegel des Rheins gestaut wurden. Zwar versuchte man, den Binnenge-
wässern eine bessere Mündung in den Rhein zu verschaffen, dennoch
kam es immer wieder zu Rückstauungen, die grosse Talflächen monate-
lang in einen See verwandelten und versumpften. . .
Gerade diese Tallagen wurden nun aber dringend für die landwirt-
schaftliche Produktion benötigt, war doch die Bevölkerung seit Ende
des 18, Jahrhunderts rasch an estiegen. 1789 hatte das Land noch 4228
Einwohner gehabt, 1815 hl man bereits 6117.
Anbrechende Neuzeit
‚Der liechtensteinische Bauer lebte in der anbrechenden Neuzeit
noch in einer Ordnung, die in ihren Grundzügen bis auf die Karolinger-
zeit ba In Vorarlberg hatte für die Bauern bereits ein Jahrhun-
dert früher der Weg in die Neuzeit begonnen. Dort erfolgte im 18. Jahr-