Bevölkerungsentwicklung
sehr mit Wuhren beschäftigt und fast ganz von der Schweiz und Grau-
bünden umgeben, welche französisch gesinnt seien; man werde daher
die Feinde zuerst auf dem Hals haben, und es sei deswegen nicht rätlich,
sich aller Mannschaft zu entblössen. So reisten dann die Landammänner
Lorenz Tschetter von Schaan und Franz Joseph Nescher von Gamprin
nach Ulm mit dem Empfehlungsbrief vom Oberamt. Sie kamen zurück
mit dem Bericht, dass Ne Sache nicht so gemeint gewesen sei, wie man
sie hier aufgefasst habe, denn das Schwäbische Kreisdirektorium wolle
nur ein Verzeichnis der waffenfähigen Mannschaft sowie eine Vermeh-
rung des Kontingents. Liechtenstein sandte also noch 1 Reiter und 4
Mann zu Fuss und später nochmals 10 Mann und gab das gewünschte
Verzeichnis (so Peter Kaiser).
m Jahre 1796 hörte man auch hierzulande von den kriegerischen
Erfolgen Napoleons in Italien. Grosse Bestürzung entstand allenthal-
ven, denn man glaubte, die Franzosen würden durch Graubünden nach
Liechtenstein und damit in das Reich eindringen. Landvogt Menzinger
serief die Vorsteher der Landschaften zusammen und forderte sie auf,
die freiwillige Bewaffnung des Volkes in die Wege zu leiten. Die
Gemeinden zeigten aber sehr wenig Bereitwilligkeit für diese Massnah-
men. Es hiess: Die Franzosen sollen nur kommen, schlimmer könne es
aicht werden und die Schulden seien dann bezahlt. Die Stimmung unter
der Bevölkerung war so schlecht, dass das Oberamt daran dachte, zu
fliehen, wenn die Franzosen einrücken sollten.
«Seine Furcht vor den eigenen Leuten», so schreibt Kaiser «war
grösser als die vor den Franzosen, aber sie war begründet.» In der Folge
beteiligte sich Liechtenstein an einer Konferenz in Bregenz wegen Mass-
nahmen zur gemeinschaftlichen Landesverteidigung. Da man ın Öster-
reich befürchtete, dass die Franzosen durch Graubünden an den Boden-
see vordrängen würden, sandte man von dort zunächst eine kleine
Truppe von 100 Mann nach Liechtenstein zur Bewachung der Bündner
Grenzen, kurz darauf folgten weitere 700 Mann. Die liechtensteinischen
Gemeinden stellten 64 Freiwillige, 38 aus dem Unterland und 26 von
Vaduz und Schaan. Die Franzosen kamen aber nicht durch Graubün-
den, sondern nördlich des Bodensees in das Reich. Die süddeutschen
Reichsstände Württemberg, Baden, der Schwäbische Kreis und Bayern
schlossen Waffenstillstandsverträge mit Frankreich ab, Gigenmächtig,
ohne das Reich oder den Kaiser zu fragen. Das erregte natürlich Unwil-
len beim Kaiser und in Österreich. Österreich schickte die Truppen des
Schwäbischen Kreises, nachdem es ihnen die Waffen abgenommen
hatte, zurück. Auch die liechtensteinischen Kontingentsteilnehmer
kamen abgerissen und waffenlos wieder in die Heimat. Die Behandlung
der Kontingentstruppen wurde als schimpflich empfunden und
vewirkte, wenigstens vorübergehend, einen Stimmungswechsel gegen:
iber Österreich.
e) Die Rheinbundkontingente
‚Liechtenstein war vom 12. Juli 1806 bis Ende Oktober 1813 Mit
glied des Rheinbundes.
„Als Mitglied des Rheinbundes musste Liechtenstein für Napoleon
zın Kontingent von 40 Mann Soldaten stellen und zwar auf 155 Einwoh-
3er einen Mann. Für Liechtenstein wurde eine Einwohnerzahl von 6050
Seelen angenommen, in Wirklichkeit aber betrug sie damals nur 5002.
{m Jahre 1812 zählte man 5797 Einwohner.
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