Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
Dieser Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft ist in Triesen aus-
geprägt zu beobachten. Aus dem einstigen Bauerndorf ist ein Industrie-
dorf geworden. Der Bauer rodet kein vergandendes Land mehr, ober
halb des Dorfes lässt er das Gebiet, das seine Vorfahren mit unendliche:
Mühe kultivierten - die Litzenen ein letztes Mal 1935 - mit Stauden ver
wachsen, der Heubergbetrieb ist nach dem 2. Weltkriege eingegangen.
die Obstbündten sind verwahrlost, der Weinberge sind weniger gewor-
den, der Industriearbeiter mit einem häuslichen landwirtschaftlichen
Nebenerwerb ist verschwunden.
Seit 1923 fahren Postautos im Lande. Jung und Alt können leicht
an Arbeitsplätze gelangen oder auf die Eisenbahn in der schweizerischen
Nachbarschaft. Ailenhalben ist Gelegenheit zu Realschulbesuch, Gym
nasıum, ja für Technikumbildung geboten und angestrebt.
Wohnen und Bauen sind total verändert. Rings um das alte Dort
ist ein neues erstanden, immer mehr an die Landstrasse drängend.
Diesen Weg der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wand
lung aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts in die heutigen Tage hat
Liechtenstein in zwei grossen Epochen gemacht.
Vorerst war es nach 1800 noch völlig isoliert, litt unter drückendeı
Schuldenlast, politisch hatte die Bevölkerung praktisch durch vier Jahr-
zehnte nichts mitzureden, war arschatch wohl im süddeutscher
Staatenbunde, dazwischen aber lag Österreich ebenfalls völlig isoliert
Was nützte die Freizügigkeit mit süddeutschen Staaten vereinbart,
wenn dazwischen die Schranke Österreich lag! 1852 endlich gelang ein
Zollvertrag mit Österreich, der Liechtenstein aus seiner Isolation etwas
herauszuführen vermochte. Er dauerte bis 1919. Erst ab 1924 kam die
Wende zur Schweiz und damit der Aufstieg.
Als Ausdruck verbesserter wirtschaftlicher Entwicklung des
Dorfes können der Bau eines Gemeindezentrums (1978), das Einrichten
einer ständigen Arztpraxis dort (1979), der Bau und Betrieb einer Real-
schule des Landes ab 1985 und der Ausbau des einstigen Bürgerheims zt
einem Betreuungszentrum (Altersheim) 1985 angesehen werden.
Spielbankprojekt und Lotterie
Für Aufregung sorgte 1872 ein Landtagsbeschluss, womit der
Spielbank von Baden-Baden eine Konzession erteilt werden sollte.
Grund dafür war der Mangel an Geld für die Fortführung der Rhein:
hochwuhrbauten, wie sie auf der Schweizer Seite bereits erstellt waren
Die deutsche Spielbank bot 8 Millionen Franken nebst andern Vorteilen.
Der Landtagsbeschluss vom 16.11.1872 wurde dem Landesfürsten von
einer Delegation des Landtages vorgetragen, von diesem aber unteı
Hinweis darauf, dass eine Spielbank such in Österreich und in der
Schweiz nicht konzessioniert werden könne und in Deutschland bereits
1868 verboten worden sei, abgelehnt. Dafür streckte der Landesfürst
dem Lande das für die Rheinbauten nötige Darlehen vom 125 000 fl un
verzinslich und rückzahlbar in 20 Jahresraten vor. Damit war die Spiel-
bankenangelegenheit erledigt. Der Gedanke der Konzessionierung
einer solchen tauchte nach dem 1. Weltkriege wieder auf, ebenfalls wie-
der aus finanziellen Erwägungen. An deren Stelle kam dann in den
1920er Jahren eine sogenannte Klassenlotterie ins Land, die durch ein
Jahrzehnt guten Verdienst brachte. An dieselbe erinnert noch das von
ihr erstellte Gebäude im Städtle in Vaduz, in dem heute die fürstliche
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