Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
Es gibt in Triesen Familien, von denen Angehörige aus 4-5 Gene-
rationen Bier in die Fabrik gingen. Unsere Leute wurden Fabrikler,
bewirtschafteten aber als Arbeiterbauern nebenbei kleine Landwirt-
schaften. Darin liegt die wirtschaftliche Bedeutung der Weberei: rund 80
Jahre Hauptverdienstquelle für Triesen und Nachbarschaft.
Die Weberei beschäftigte
1874 125 Personen
1902 310 Personen (davon 60 Männer)
1912 281 Personen
Trotz der niederen Löhne war man froh, einen Arbeitsplatz so zu
erhalten. Das änderte sich erst, als man andere Ausbildungsmöglichkei-
ten erlangte, Staat, Banken und ebenso die Konkurrenz eine Auswahl an
Arbeitsplätzen zuliessen. Immer mehr musste sich Jenny, Spoerry &
Cie. auf ausländische Arbeitskräfte umstellen. Die Weberei (so wurde
die Fabrik Jenny, Spoerry & Cie. im Volksmund kurz bezeichnet) kaufte
in den Jahren 1874-1880 in Triesen (vor allem im Gebiete des heutigen
Weiherstalles) 25520 Klafter Wiesland auf, während das eigentliche
Fabriksareal 3450,6 Klafter mass, von dem die Gemeinde Triesen am
14. Dezember 1984 zusammen mit der Fabrik 3150 Klafter inclusive
Fabrikgebäude für 5,905 Millionen Franken kaufte (Gemeindeabstim-
mung 337 Ja gegen 86 Nein).
N Das Informationsblatt der Gemeinde vom Juni 1982 bemerkt mit
Recht:
«Triesen ist mit der Weberei und die Weberei mit Triesen gewachsen.
Auch baulich gehörte sie zum „Gesicht” der Gemeinde.»
Die Weberei hat 1982 den Betrieb eingestellt und die restliche
Belegschaft entlassen (38 Personen). Sie begründet ihren Schritt damit,
dass dieser Betrieb seit Jahren mit unbefriedigenden finanziellen Ergeb-
nissen abgeschlossen habe. Einer Zeitungsnotiz vom 23. 6. 1983 ist
hiezu zu entnehmen:
«Eine grosszügige Modernisierung des Betriebes würde eine bauliche
Erweiterung erforderlich machen; das erlaubt aber der Standort der Fabrik,
die eingeengt mitten im Dorf liegt, nicht. Zudem sind die Kosten für Neuin-
vestitionen in der Textilindustrie heute sehr hoch. Aus all diesen Gründen
ist die Konzentration der Webereiproduktion in Ziegelbrücke für die Erhal-
tung der Konkurrenzfähigkeit zwingend. Die neuesten Maschinen aus Trie-
sen sollen daher nach Ziegelbrücke disloziert werden. Der dortige Betrieb
wird die bisherige Produktion der Weberei Triesen zu einem wesentlichen
Teil übernehmen können.»
Die Weberei hat nicht nur im Dorf das Bild verändert. Der
«Weiherstall» wurde zum ersten grossen arrondierten privaten Land-
wirtschaftsbetrieb unseres Landes.
Das Gebiet zwischen Triesenberg und Triesen ob dem Dorfe (die
nassen Gebiete am Mazorabach, Langegerta, Nasshaken, Bartschiels
ect.) wurde mit dem Sammeln des Wassers entwässert.
1872 erhält Fabriksbesitzer Jenny das Recht «sämtlicher kleineren
Quellen oberhalb des Dorfes Triesen, ausgenommen diejenigen, wovon
die unteren Dorfbewohner ihr Wasser beziehen, in Kenneln zu fassen
und in die Weiher zu leiten.»
1892 wird der Fabrik bewilligt, die am Rothenbodnertobel und in
den Erlen im Gemeindegebiet Triesen zutage tretenden Gewässer sowie
den Mazorenbach zu industriellen Zwecken zu nützen und in Weiher
einzuleiten.