Volltext: LGU Mitteilungen (1988) (8)

LGU-Mitteilungen 
November 1988 Der Binding-Preis für Natur- und Um- weltschutz 1988 ist der Liechtensteini- schen Gesellschaft für Umweltschutz ver- liehen worden. Wir sind voller Stolz und Freude über diese hohe Auszeichnung und Anerkennung. Wir bedanken uns herzlich bei den Stiftern Sophie und Dr. Karl Binding, dem Stiftungsrat, dem Ku- ratorium der Stiftung sowie o.Univ.Prof. Wolf Jürgen Reith, Vorstand des Instituts für Raumplanung und Agrarische Opera- tionen der Universität für Bodenkultur in Wien und Mitglied des Kuratoriums der Binding-Stiftung, der die nachstehende Würdigung anlässlich der Verleihung des Preises am 28. Oktober in Vaduz vor- nahm. Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz Preisträger 1988: Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) «In der Einladung für diese Verleihungs- Feier war angekündigt, dass Preis und Anerkennungssgaben in diesem Jahr in die Schweiz, nach Österreich und in das Fürstentum Liechtenstein gehen. Wenn Sie den Ablauf und die Dramaturgie die- ser Feier aufmerksam verfolgt haben, ist das Fürstentum 
— im Sinne des in den Leitlinien des Kuratoriums niedergeleg- ten Regio-Gedankens — 
bei allen drei An- erkennungen direkt und indirekt ange- sprochen, sei es durch die Mitwirkung von Ingenieur Kindle in der Arbeitsgrup- pe «Seeforelle», durch die Arbeit, die Frau Waldburger auch hier in diesem Land geleistet hat, oder durch die Aus- zeichnung von Mitarbeitern zweier Me- dien in Vorarlberg, die immer wieder ausführlich und grenzüberschreitend über Ereignisse im Fürstentum berichten. Wenn ich nun zur Würdigung des Haupt- preisträgers in diesem Jahr komme, darf ich vorwegnehmen, dass dieser Akzent noch verstärkt wird. Das Kuratorium hat für den Binding-Preis 1988 einstimmig einen Preisträger aus dem Fürstentum Liechtenstein vorgeschlagen. In den Leitlinien zur Auswahl der Haupt- preisträger heisst es, dass vorzugsweise Leistungen und Engagement bestimmter Persönlichkeiten ausgezeichnet werden sollen. 
Diese Zielvorstellung wurde durch die Wahl der Preisträger in den früheren Jahren, 1986 Professor Bins- wanger aus St. 
Gallen, 1987 Professor Mayer aus Wien, eindrücklich unterstri- chen. 
Es sind immer Einzelne, die mit Engage- ment und Kreativität die Informationen über die Gefahren, die unserer Umwelt drohen, aufnehmen, wachhalten und ver- tiefen. Glücklicherweise gibt es solche Persönlichkeiten, besonders auch im 
Für-. stentum Liechtenstein. Ich denke dabei, dies nur im Sinne eini- ger unvollständiger Hinweise — an jene Persönlichkeiten, die früh und nachhaltig den Naturschutzgedanken gefördert und auf die notwendige Schaffung von Schutz- gebieten gedrängt haben, an jene, die auch international beachtete Leistungen zur Grünausstattung des Talraums und für den Schutz und die integrale Entwick- lung des Berggebietes eingeleitet haben, oder an jene, die gegen den damaligen Zeitgeist den Bau einer Hochleistungs- strasse durch das Fürstentum Liechten- stein abgewehrt haben. In den Leitlinien heisst es auch, dass das Kuratorium engagierte Persönlichkeiten und Personengruppen in ihrer Innova- tion, in ihrer über die tägliche Routine hinausgehenden Arbeit bestärken will. Gerade in einem kleinen Staat, aber nicht nur in diesem, ist es notwendig, die Lei- stungen von Einzelnen in eine Gruppe einzubringen, wenn es darum geht, die vielfältigen, vor allem auch staatsüber- greifenden und international bedeutsa- men Informationen 
zur  Umweltsituation aufzunehmen, aus nationaler Sicht zu in- terpretieren und auf Verhaltensänderun- gen hinzuwirken. Hier ist, ausgehend von der Thematisie- rung der Umweltproblematik in den 60er- Jahren, auf einen neuen, sehr positiven Umstand der beginnenden 70er-Jahre hinzuweisen, nämlich auf die Bereitschaft vieler Menschen, sich zu organisieren und aktiv für Umweltfragen einzusetzen. Die aus dieser Bereitschaft entstandenen «ökologischen Bewegungen» orientierten sich meist nicht an traditionellen Lagern und dominierenden Interessengruppen, sie waren hingegen bereit, traditionelle Bewegungen zum Schutz von Landschaft und Umwelt in ihr umfassenderes Pro- gramm der Lebensraumgestaltung insge- samt aufzunehmen, blieben aber in der Folge oft nicht von Fundamentalismus und innerer Lagerbildung verschont. Interessant ist, dass im Fürstentum Liech- tenstein die Anliegen dieser «ökologi- schen Bewegungen» auch im internatio- nalen Vergleich recht früh aufgenommen wurden, in der Folge, aber eine Aufsplit- terung und Dogmatisierung der Kräfte weitgehend vermieden werden konnte. Es war wohl auch die international spür- bare Grundstimmung, konkret aber ein «von aussen» das Fürstentum bedrohen- 
des Projekt, nämlich die Destillationsan- lage Sennwald, das die Gründung der «Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz» 1973 mit einer Gründerli- ste von nicht weniger als 561 Mitgliedern ausgelöst hat. Der fulminante Start hat das gut besetzte «Umweltschiff LGU» mit seiner Mann- schaft, in der auch alle zielverwandten Organisationen als Kollektivmitglieder vertreten waren, nicht vor heftigen Stür- men auf hoher See verschont. Es waren wieder einzelne Persönlichkeiten, die ih- re Erfahrungen konkreter Naturschutzar- beit uneigennützig in die neue Organisa- tion einbrachten, und es waren auch neue Persönlichkeiten, die dazu beitrugen, dass das Schiff kompetent und konstruk- tiv, politisch neutral, gesteuert werden konnte. In der Sache deutlich, aber ohne eine zwanghafte «Reinhaltung» der Ide- en, wurde ein dem politischen Ganzen verträglicher Kurs angepeilt. Vor die Frage gestellt, ob sich das Kura- torium bei der Wahl eines Preisträgers im Fürstentum Liechtenstein an seine eige- nen, «dogmatischen» Grundsätze erin- nern und somit vor allem eine oder meh- rere, bestimmte Persönlichkeiten aus- zeichnen soll, oder aber, ob das Kurato- rium nicht vielmehr auch undogmatisch reagieren soll, und damit 
eine Organisa- tion auszeichnen könnte, die auf die Mit- arbeit vieler engagierter Persönlichkeiten angewiesen war, haben wir uns bei unse- rem Vorschlag für den zweiten Weg ent- schlossen. Kurz gesagt, Kuratorium und in der Fol- ge der Stiftungsrat kamen zur einhelligen Auffassung, dass der Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz 1988 der Liechtensteinischen Gesellschaft für Um- weltschutz zuerkannt wird. Die Ziele der LGU sind einerseits 
eine Förderung des Verständnisses für die na- türlichen Lebenselemente, andererseits aber ganz konrekt und praxisorientiert die Förderung von Massnahmen zur Er- haltung, zum Schutz, fallweise zur Wie- derherstellung der Umwelt an sich, aber auch für den Schutz der Menschen. Welcher Mittel hat sich die LGU bedient, um diese Ziele zu erreichen? Als auslän- dischem Beobachter fällt mir zuerst die konsequente Medienarbeit für Umwelt- belange ein, besonders der seit 1978 er- scheinende, vorzüglich gestaltete «Liech- tensteiner Umweltbericht». Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört vor al- lem auch eine Sensibilisierung der Ju- gend, ich erinnere hier an die immer wie- der durchgeführten Wettbewerbe, die Durchführung von Ausstellungen und Exkursionen.
	        

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