Volltext: LGU Mitteilungen (2008) (69)

2 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Rund um den Globus explodieren die Lebens- mittelpreise, und ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. In Haiti schiessen Polizisten auf EinwohnerInnen, die auf die Strasse gehen, weil sie Hunger haben. Aufruhrmel- dungen erreichen uns auch aus Burkina Faso, Kamerun, Ägypten, Indonesien, der Elfen- beinküste, Mauretanien, Mosambik und Senegal. In fast allen Ländern des Südens steigt die Zahl derjenigen, die Hunger leiden. Ja selbst in den USA sind immer mehr Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Innert kurzer Zeit sind jahrzehntelange Bestrebungen der weltweiten Hungerbe- kämpfung zerstört worden. Die Nachfrage nach Treibstoffen steigt rasant, der Durst nach mehr Automobilität kennt keine Grenzen. Fossile Treibstoffe sind schlecht fürs Klima, und das Erdöl geht langsam zur Neige. Deshalb glaubt man jetzt, Bioethanol, das ist Diesel aus pflanzlichem Material, sei ein Fortschritt. So kommt es, dass Weizen und Mais jetzt in den Tanks unserer überdi- mensionierten Fahrzeuge landen statt in den Mägen der Armen. Um einen Liter Bioethanol zu produzieren, werden 4000 Liter Wasser benötigt, und Wasser ist das knappste Gut auf der Erde. Unser vermeintlicher Fortschritt bringt Millionen von Menschen ein unwür- diges Leben. Immer wenn die Welternährungslage sich verschlechtert, ruft man nach Methoden, um die Produktion von Nahrungsmitteln zu er- höhen. Vor 40 Jahren lancierte die Weltbank in Entwicklungsländern die «grüne Revolu- tion». Es wurden «hungrige» Sorten ge- züchtet, hungrig nach mehr Wasser, Dünger, Pestiziden und Herbiziden. Millionen von Kleinbauern gerieten so in die Abhängigkeit 
der Chemie- und Agrarkonzerne. Die aggres- sive Förderung der Monokulturen reduzierte zum Beispiel in Indien die Zahl der ange- bauten Reissorten in 30 Jahren von 50000 auf etwa 50. Das Schlimmste: Die Böden wurden unwiederbringlich zerstört. Es erstaunt nicht, dass im Zusammenhang mit der aktuellen Ernährungskrise der Ruf nach gentechnologisch veränderten Sorten wieder lauter wird. Sie sollen mehr Erträge bringen und den Gifteinsatz bei der Schädlingsbekämpfung reduzieren. Ganz nebenbei wird aber häufig auch noch das sogenannte «Terminator-Gen» eingeschleust. Es macht die Pflanzen steril und verhindert, dass die Bauern ihr Saatgut selber aus dem Ertrag ziehen können. Die gleichen Staaten, deren Ethikkommissionen nun über die Würde der Kreatur diskutieren, schüt- zen mit fragwürdigen Freihandelsabkommen das geistige Eigentum am patentierten Leben und so die Gewinne der transnational agierenden Firmen. Liechtenstein ist zu- sammen mit den EFTA-Staaten ganz vorne mit dabei. Was wir tun können? Viel. Zum Beispiel mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Hin- schauen. Uns von der Vorstellung verab- schieden, bessere Technologien allein würden zu einer besseren Welt führen. Weniger Fleisch essen. Auf die lokale Politik Einfluss nehmen. Den Rahm frisch aus der Region kaufen und nicht aus der Spraydose. Helfen, indem wir vernünftig leben. Regula Mosberger Impressum Informationsblatt für die Mitglieder. 3 bis 4 Ausgaben pro Jahr. Redaktion: Regula Mosberger. Titelbild: Tagpfauenauge. Druck: Gutenberg AG, Schaan. Gedruckt auf Umweltschutzpapier hergestellt aus 100% Altpapier.
	        

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