Volltext: LGU Mitteilungen (2002) (54)

2VorwortUnd 
immer wieder Nachhaltigkeit Über 1100000 Lastwagen fahren jährlich durch den Gotthard. Durch die Alpen sind es jährlich über 8 Millionen. Bis 2015 wird diese Zahl noch einmal um 65% zunehmen. Das sind kaum vorstellbare Zahlen. Es sind aber mehr als nackte Zahlen. Sie bedeuten Lärm, Schadstoffe, Krankheit und Ohnmacht. Sie betreffen ein sensibles Gebiet, die Alpen, das sehr anfällig und unvorhersehbar auf solche Belastungen reagiert. Die aktuellen Zustände am Gotthard und am San-Bernardino zeigen die Spitze des Eisbergs auf. Überall werden unvorstellbare Mengen von Waren transportiert, die rechte Spur von vielen Autobahnen ist zum fahrenden Lager verkommen; für die «just-in-time-Produktion» fahren Lastwagen solange im Kreis, bis ihre Ladung in der Fabrik gebraucht wird. Das ist – dank tiefer Fahrspesen – günstiger als der Betrieb einer Lagerhalle. Die Alpen sind ein Frühwarnsystem. Dass die Klimaänderung in unseren Breitengraden als erstes in den Alpen zu grossen Problemen und Gefahren führt, ist inzwischen weit herum anerkannt. Erste Auswirkungen zeigen sich. Schneearme Winter verlangen nach Schnee- kanonen, die Gletscher ziehen sich sehr schnell zurück, Permafrostböden tauen auf und drohen zu rutschen – Pontresina zum Beispiel baut um das Dorf herum einen riesigen Schutzwall, wel- cher dann hoffentlich die Schuttmassen davon abhalten wird ins Dorf vorzudringen, Men- schen zu töten und Infrastruktur zu zerstören. Die Alpenübergänge oder -durchgänge sind auch im Bereich Verkehr ein Frühwarnsystem. Eine Grenze ist erreicht. Dies stellt an uns alle die Frage, wie weiter? Sollen eine zweite Röhre am Gotthard, ein wieder geöffneter Mont- Blanc-Tunnel, der (Aus)bau von Pfänder, S18 und Letzetunnel in Vorarlberg und viele Projek- te mehr die Schleusen öffnen? Soll das unge- zügelte Wachstum weiter hingenommen wer- den? Müssten nicht vielmehr Grenzen gesetzt und die immer deutlicher sichtbar werdenden Limiten anerkannt werden? Liechtenstein hatte es am 10. März in der Hand solche Weichen zu stellen. Doch lehnten Regie-rung 
und Volk die Verkehrsinitiative ab. Die mächtige Wirtschaftslobby hat einmal mehr ihren Profit über eine echte Zukunftsfähigkeit gesetzt. Die Nachhaltigkeit – seit der Konferenz in Rio von 1992 ein viel gebrauchtes, auch oft missbrauchtes, Wort – kommt nicht in die Verfassung und es wird ihr nicht nachgelebt. Im Herbst 2002 findet in Johannesburg die Fol- gekonferenz von Rio statt. Das Protokoll von ’92 hielt fest, was unter Nachhaltigkeit zu ver- stehen ist. Es ist das vielbeschworene Dreieck, in dem Soziales, Ökonomisches und Ökologi- sches zu gleichen Teilen berücksichtigt werden. Davon sind wir noch immer weit entfernt. 1420 Nichtregierungsorganisationen (NRO) hatten an der Konferenz von Rio teilgenom- men. Sie sind wichtiger Bestandteil der Gesell- schaft geworden und eine Gegenmacht zur Wirtschaftslobby. Sie vertreten Umwelt- und soziale Themen, geben den Menschen und den Ländern des Südens eine Stimme und sie sind die Anwälte der Natur. Von grossen Teilen der Bevölkerung, von Medien und PolitikerInnen werden sie ernst genommen, denn sie ver- folgen keine wirtschaftlichen Interessen, viel- mehr folgen sie ihrer Überzeugung: Die Natur und Umwelt mit allen Mitteln zu schützen und Solidarität mit den Ländern des Südens zu leben. Mehr dazu können Sie in diesen Mit- teilungen auf Seite 7 lesen. Die Haltung der NRO ist klar: Nur ein grosser, echter Paradig- menwechsel kann die Erde vor grossen, durch den Menschen verschuldete Katastrophen bewahren. Der Gipfel in Johannesburg wird zeigen, ob echte Schritte in diese Richtung unternommen werden. NRO tragen ihren Teil dazu bei. Auch die LGU – mit Ihrer Hilfe und Unterstützung. Dafür danke ich Ihnen. Alexander Hauri
	        

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