Volltext: LGU Mitteilungen (1992) (24)

LGU-Mitteilungen 
Dezember 1992 Das grosse Mausohr lichkeitsarbeit in Form von Publikationen, Presseberichten, Kontakte zu Baufachleu- ten und Förstern mit dem Ziel, bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaf- fen. • Pflege von verletzt gefundenen oder im Winterschlaf gestörten Fledermäusen. Die 
Wochenstube in der Triesner Pfarrkirche Was für uns Ministranten vor Jahrzehnten noch eine schauerliche Mutprobe war, muss heute aus Artenschutzgründen unbe- dingt vermieden werden: ein unkontrol- lierter Besuch der Wochenstubenkolonie im 
Dachstock über dem Chor der Triesner Pfarrkirche. Wochenstuben werden die von April bis Ende August dauernde Gemein- Der Pfeil zeigt das Lüftungsfenster des Dachstockes an der Nordfront der Tries- ner Kirche, durch das die Mausohren ein- und ausfliegen. (Foto: Hans Wietlisbach) 
 schaft 
erwachsener Fledermausweibchen zum Zwecke der Jungenaufzucht genannt. In der Triesner Kolonie versammeln sich jährlich an die 150 Weibchen des Grossen Mausohrs, um ihre Jungen zu gebären und bis zu ihrem Flüggewerden zu betreuen. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 
7-8 cm, einem Gewicht von 30-40 g und einer statt- lichen Flügelspannweite von 40 cm gehört das Grosse Mausohr zu den grössten ein- heimischen Arten. Die seit langem geplante Renovation und Erweiterung der Kirche stellte nun eine er- hebliche Gefahr für den Fortbestand dieser letzten Mausohr-Wochenstube Liechten- steins dar, sind doch durch unsachgemässe Renovationen verwaister Quartiere in grosser Zahl bekannt. Dank wiederholter Hinweise auf die Bedeutung. der Kolonie durch LGU und BZG an die Bauherren konnte erreicht werden, dass der Wattwiler Biologe und Fledermausexperte René Güttinger als Fachberater  beigezogen wurde. Die Kooperationsbereitschaft der Gemeindebehörden und von Bauführer Hans Wietlisbach ermöglichte die Abma- chung folgender Vorgangsweise: • 
Von Anfang April bis Ende September werden keine Arbeiten am Dachstock aus- geführt. • 
Es besteht ein absolutes Betretungsver- bot des Dachstuhles während der Zeit der Jungenaufzucht. • 
Die vom Duftsekret der Tiere markier- ten bestehenden Balken werden (neben den neueinzusetzenden Trägerbalken) wie- derverwendet. • 
Im Bereich des Hangplatzes wird auf die Anwendung von Holzschutzmitteln ver- zichtet, da diese häufig für Fledermäuse tödliche Giftstoffe enthalten oder eine Ge- ruchsbelästigung darstellen, die die Tiere zum Verlassen des Quartiers nötigen. • 
Die Ein- und Ausflugöffnung, ein klei- nes Fenster an der Nordseite, bleibt erhal- ten. • 
Da sich der Hangplatz der Tiere, wie oben erwähnt, über dem Chor befindet, durchqueren sie bei ihrem nächtlichen Ausflug den ganzen Dachstuhl über dem Kirchenschiff. Die durch die Verbreiterung 
  der Kirche bedingte seitliche Öffnung des Dachstuhles hätte starken Durchzug und damit verbunden eine Beeinträchtigung des Mikroklimas zur Folge. Fazit: Der Durchflugskorridor über dem Kirchen- schiff wird durch Plastikbahnen gegenüber den offenen Kirchenseiten abgetrennt. • 
Der Betreuer Rene Gerber kontrolliert die Einhaltung dieser Vereinbarungen wie auch das Verhalten der Fledermauskolonie durch 14-tägige Besichtigungen. Die bei Ausflugszählungen und anschlies- sender Kontrolle des Hangplatzes durch unser Arbeitsgruppen-Mitglied Albrecht Rauter Ende Juli dieses Jahres festgestellte Zahl von gegen 190 Tieren gibt zu berech- tigten Hoffnungen Anlass, dass die Kolo- nie überleben wird. Zumindest liessen sich die Weibchen durch den unvermeidbaren Baulärm an der erfolgreichen Jungenauf- zucht nicht stören. Bleibt nur noch die Frage, ob die Kolonie den im Winter 92/93 zu renovierenden Dachstock im kommen- den April wieder beziehen wird. 
Aeutige und erloschene Fledermauskolonien in Kirchen und öffentlichen Gebäuden. Die of- fenen Kreise stehen für erloschene Fledermauskolonien, die Punkte für solche, die 1982/1983 noch vorhanden waren. Die vor allem von den beigezogenen Schweizer Kollegen immer wieder betonte optimale Zusammenarbeit mit den Bau- behörden gibt unserer noch kleinen Gruppe den Mut zum Start in ein Unter- fangen, das von uns viel Einsatz fordern wird. Um unsere hochgesteckten Ziele zu erreichen, bedarf unsere Arbeitsgruppe al- lerdings einer personellen Erweiterung. In- teressierte Freunde unserer einheimischen Fauna sind in unserem Kreise herzlich will- kommen (Siehe Kasten). Die Arbeitsgruppe Fledermausschutz sucht Mitarbeiter Das vorhandene Wissen über unsere einheimischen Fledermäuse ist über- schaubar und kann innert nützlicher Frist angeeignet werden. Dies ermög- licht es auch Laien, einen wertvollen und aktiven Beitrag zur Erhaltung die- ser stark bedrohten Säugerordnung zu leisten, sei es als Betreuer eines Fleder- mausquartiers, als Helfer bei der Suche nach neuen Quartieren, als Mitarbeiter beim Bau und beim Anbringen von Fle- dermauskasten als Spechthöhlen-Ersatz oder als örtliche Anlaufstelle für Fle- dermausfragen. Eine sinnvolle Frei- zeitsbeschäftigung, die Dich reizen würde? Interessenten melden sich bitte bei: Silvio Hoch, Unterfeld 37 9495 Triesen, Tel. P 82114/ G 267 90
	        

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