Volltext: LGU Mitteilungen (1992) (21)

Informationsblatt für die Mitglieder der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU). Redaktion: Wilfried Marxer-Schädler. Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Original-Umweltschutzpapier. LGU-Geschäftsstelle: Heiligkreuz 52, 9490 Vaduz, Telefon 2 52 62 Liebe Mitglieder der LGU Da wir annehmen, dass viele unserer Mitglieder einen Stop-Kleber am Briefkasten haben, legen wir diesen LGU-Mitteilungen unsere 
Informa- tionsbroschüre zu den Rheinkraft- werken bei. Nach mehreren Jahren umfangreicher Abklärungen hat das Konsortium der Rheinkraftwerke ,den Umweltverträglichkeitsbericht vorgelegt. Wir meinen, dass die Um- weltverträglichkeit 
nicht gegeben ist. Es wurde übrigens 
vom Konsor- tium selbst zugegeben, dass die Kraftwerke lokal 
betrachtet nicht umweltverträglich sind, sondern nur dadurch, dass weiter flussauf- 
und -abwärts 
noch ähnliche Bedingun- gen vorgefunden werden, wie sie heute auf der 
Projektstrecke zwi- schen Balzers und 
Ruggell vorhan- den sind. Wenn dann später 
der weitere Aus- bau der Kraftwerkskette Richtung Bodensee und Graubünden zur Dis- kussion stehen wird, 
wird es dann umgekehrt heissen, dass der Rhein durch die Rheinkraftwerke Schweiz- Liechtenstein ohnehin bereits viel von seiner ursprünglichen Dynamik eingebüsst habe 
und dass es jetzt auch nicht mehr darauf ankomme. Dieser Prozess der schrittweisen Zerstörung von 
Lebensräumen für Flora und Fauna, aber auch der Freiräume für uns alle, ist altbe- kannt. Obwohl allenthalben von einem Umdenken die Rede ist, scheint dies im Falle der Rheinkraft- werke noch lange nicht der 
Fall zu sein. Es sollte eigentlich selbstver- ständlich sein, dass solche Grossvor- 
haben nicht mehr zu einem ökologi- schen Verlust führen dürfen. Auch die Sprache trägt einen Teil zur Ver(w)irrung 
bei. Wenn Tier- und Pflanzenarten durch die Rhein- kraftwerke auf der Projektstrecke ausgerottet werden, heisst das in der technischen Sprache des Konsorti- ums, dass ein «schwerwiegender, nicht kompensierbarer Konflikt» vorhanden ist. Ein «tödlicher Schlag» wäre wohl ein passenderer Ausdruck! Immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, was wir denn als Alternative anzubieten haben. Nun, wir können sicher Hinweise geben, z.B. dass .jeder Franken, der ins Energiesparen investiert wird, bes- ser angelegt ist, als wenn die Rhein- kraftwerke gebaut werden. Oder dass die technische Modernisierung bestehender Kraftwerke im NOK- Gebiet weit mehr Stromertrag bringt als der Bau der Rheinkraftwerke - und erst noch billiger. Oder dass durch politische Massnahmen, seien dies Stromsparvorschriften oder ein progressiver Stromtarif, Anreize zum Stromsparen 
gegeben werden. Man sollte aber fairerweise auch be- denken, dass es nicht unsere Auf- gabe sein kann, ein Patentrezept für die Energiepolitik der Zukunft zu entwickeln. Dazu sind in der Beilage zu diesen LGU- Mitteilungen: Unser Rhein — Eine Fluss- landschaft in Gefahr 
Schweiz hochqualifizierte Experten- kommissionen zusammengetreten, die entsprechende Vorschläge aus- gearbeitet haben. Dort sind einige Lösungsansätze ausgearbeitet wor- den. Mit Sicherheit lässt sich dagegen sagen, dass die Rheinkraftwerke das Energieproblem nicht lösen. Weder wird wegen der Rheinkraftwerke ein Atomkraftwerk abgestellt, noch ist das Versorgungsproblem mit Strom in irgendeiner Weise sonst gelöst. Der Zuwachs der Stromverbrauchs in der Schweiz bewegt sich in der Grössenordnung von 1000 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, während die Rheinkraftwerke lediglich 440 Millionen Kilowattstunden jährlich produzieren würden. Das heisst, dass alle paar Monate eine weitere Kraftwerkskette notwendig wäre, nur um den Mehrverbrauch abzu- decken. Man kann sich leicht aus- rechnen, dass es nicht lange dauern würde, bis der letzte Tropfen Wasser in den Alpen angezapft wäre, ohne dass der Heisshunger nach Strom befriedigt wäre. Die Rheinkraft- werke weisen also keine Perspektive auf. Daher ist ein Eingriff in unsere sehr wertvolle Rheinlandschaft in keiner Weise zu rechtfertigen! Wenn Sie sich dieser Beurteilung an- schliessen, dann haben sie die Mög- lichkeit, bis zum 4. Mai bei der F.L. Regierung eine Einsprache gegen die Rheinkraftwerke einzureichen. Es gibt viele Gründe gegen die Rheinkraftwerke. In der beiliegen- den Broschüre haben wir einige davon dargestellt. Mit freundlichen Grüssen Wilfried Marxer-Schädler LGU-Geschäftsführer
	        

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