Volltext: LGU Mitteilungen (1991) (17)

LGU-Mitteilungen Februar 1991 kundig untersuchen zu lassen und die Er- gebnisse in schriftlicher Form allen inter- essierten Kreisen zugänglich zu machen. Wer sich angesprochen fühlt, einen mehr- wöchigen Praktikumsplatz oder die Her- ausgabe einer Schrift zu finanzieren, wird auch von der LGU aufgefordert, sich mit der CIPRA in Verbindung zu setzen. Waldwirtschaftsprojekt Ziegerberg? Unter dem Titel «Walddynamik auf der Spur» stand am 10. Januar eine Presse- mitteilung der Regierung in den Landes- zeitungen. Offensichtlich ist im Zieger- berggebiet ein Waldwirtschaftsprojekt vorgesehen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf Fr. 130,000.—. Die Regierung hat der Gemeinde Balzers eine Subvention von 85 Prozent zugesichert. Das hat uns zu folgendem Schreiben an das Landes- forstamt veranlasst: «Etwas erstaunt haben wir der Landes- presse entnehmen können, dass im Be- reich der geplanten Naturlandschaft Un- teres Saminatal (Ziegerberg) ein Wald- wirtschaftsprojekt vorgesehen ist, wel- ches nicht nur die Beobachtung der Walddynamik, sondern auch Aufräum- und Aufforstungsarbeiten beinhaltet. Wir sind beunruhigt über ein solches Projekt, das der Idee einer Naturlandschaft wider- sprechen dürfte. Ein Urteil können wir uns jedoch erst bilden, wenn wir genauer über das Projekt informiert sind, weshalb wir um Zustellung eines detaillierten Pro- jektbeschriebes bitten.» Bis zum heutigen Datum haben wir je- doch vom Landesforstamt noch keine Antwort auf den Brief vom Januar be- kommen. Wir müssen daher unsere kriti- schen Fragen vorerst in den Raum stellen: • Wird hier mit 85prozentiger Landes- subvention Holz in einem der abgelegen- sten Gebieten Liechtensteins geerntet? • Muss davon ausgegangen werden, dass ein Grossteil der Subventionen für Heli- kopterflüge ins Zielgebiet aufgewendet wird (Holzabtransport, Materialtrans- port) und somit massive Lärmimmissio- nen und Störungen in einem prädestinier- ten Wildruhegebiet auftreten? • Müssen denn unbedingt Aufräu- mungs- und Wiederaufforstungsmassnah- men in einem Gebiet erfolgen, von dem in keiner Weise eine Bedrohung für Sied- lungen oder Verkehrswege ausgeht? • Sind solche waldwirtschaftlichen Massnahmen der richtige Einstieg in die Debatte über das geplante Schutzgebiet Unteres Saminatal als Naturlandschaft? • Worin liegt das wissenschaftliche In- teresse an einem solchen Waldwirt- schaftsprojekt? Mit grossem Interesse warten wir auf die Antwort des Landesforstamtes auf unse- ren Brief. 
Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz Am 11. Dezember 1990 wurde bereits zum fünften Mal in Vaduz der mit Fr. 
50 000.— dotierte Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz verliehen. Der diesjährige Preis ging an Erich Kessler, Mitarbeiter in der Abteilung Naturschutz des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft in Bern. Er wurde für sein umfassendes Bemühen um den Natur- und Landschaftsschutz in der Schweiz ausgezeichnet, welches weit über das nor- male Wirken eines Beamten hinaus- reicht. Zu seinen Verdiensten gehören die verschiedenen Bundesinventare, sei- ne Impulse für den ökologischen Aus- gleich und seine unermüdliche Koopera- tions- und Gesprächsbereitschaft mit An- dersdenkenden. In seiner Dankesrede brachte Kessler zum Ausdruck, dass es zwar ein oftmals frustrierendes Unterfan- gen ist, sich für die Natur einzusetzen, dass die Schönheiten der Natur aber Mo- tivation genug sind, um den Kampf um deren Erhaltung nicht aufzugeben. An die Adresse der Politiker richtete er die Aufforderung, sich in Wort und Tat zum Naturschutz zu bekennen. Mit dem Preis- geld unterstützt Kessler eine Reihe von Naturschutzprojekte in der Schweiz, aber auch die Kampagne des WWF zur Ret- tung des tropischen Regenwaldes in Ma- dagaskar. An der Binding-Preisverleihung wurden noch vier Anerkennungsgaben in der Hö- he von Fr. 10 000.— vergeben. Ausge- zeichnet wurden der Cartoonist Hans Moser aus Graubünden für seinen enga- gierten Umwelteinsatz als Karikaturist und Autor, die Landesstelle Vorarlberg der Österreichischen Gesellschaft für Vo- gelkunde für die flächendeckende, syste- matische Erfoschung des Bundeslandes Vorarlberg und die Erstellung eines Brut- vogelatlasses, das Ökomodell Hindelang in Bayern für die vorbildliche Zusam- menarbeit der Landwirte mit dem Natur- schutz, den Kommunalbehörden und dem Tourismus, sowie Josef Biedermann aus Liechtenstein für sein langjähriges, unermüdliches Wirken für den Natur- und Umweltschutz in Liechtenstein als Gründungs- und Vorstandsmitglied der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft und der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz, als engagierter Landtags- abgeordneter, sowie als Lehrer und Rek- tor des Liechtensteinischen Gymnasiums. In der Dankesansprache Biedermanns klang die Bescheidenheit des im Hinter- grund wirkenden Naturschützers durch. Die Preissumme leitet Biedermann an den Hauptpreisträger 1989, den «Amazo- nasbischof» Erwin Kräutler, weiter für die Erhaltung des Regenwaldes und seine Hilfestellung gegenüber den dortigen Ur- einwohnern. Dies ist zugleich ein Sinn- 
bild für die Vernetzung des Natur- und Umweltschutzes im Rahmen der alljähr- lichen Binding-Preisverleihung. CIPRA-Komitee kurz vor der Gründung Organisationen des Natur- und Umwelt- schutzes aus Liechtenstein haben sich am 14. November des vergangenen Jahres zu einer gemeinsamen Sitzung getroffen, um über die Gründung eines liechtensteini- schen Komitees der Internationalen Al- penschutz-Kommission (CIPRA) zu dis- kutieren. An der Sitzung haben sich Ver- treter der Botanisch-Zoologischen Ge- sellschaft, des Fischereivereins Liechten- stein, des Liechtensteiner Alpenvereins, des Liechtensteiner Försterverbandes, der Liechtensteiner Jägerschaft, der Liechtensteinischen Gesellschaft für Um- weltschutz, des Silbernen Bruchs Landes- gruppe Liechtenstein und des Verkehrs- clubs Liechtenstein eingefunden. Die CIPRA mit Sitz in Vaduz hat sich in den vergangenen Jahren als länderüber- greifende Organisation für den Schutz der Natur und Landschaft im Alpenbo- gen einen prominenten Namen gemacht. Seit Frühjahr 1990 hat sie mit einer voll- amtlichen Geschäftsstelle den Sitz in Va- duz, ein Schritt, der durch die grosszügige Unterstützung des Landes Liechtenstein möglich geworden ist. In den sieben Al- penstaaten Deuschland, Frankreich, Osterreich, Schweiz, Italien, Jugoslawien und Liechtenstein bestehen jeweils natio- nale Trägerschaften der CIPRA. In Liechtenstein wird diese Funktion bisher von der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) wahrgenom- men. An der CIPRA-Jahresfachtagung im September letzten Jahres in Jugosla- wien wurde beschlossen, nach Möglich- keit die nationalen Trägerschaften auszu- weiten und nationale Komitees zu grün- den. Die LGU hat diesen Beschluss un- terstützt. Die genannten liechtensteinischen Um- weltvereine haben Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit in einem nationalen CIPRA-Komitee signalisiert. Die ent- sprechenden Beschlüsse müssen jedoch noch von den Vereins-Vorständen gefasst werden. Ein nationales CIPRA-Komitee, in welchem alle relevanten Umweltverei- ne vertreten sind, hätte mehrere Vortei- le. Einerseits verbessert dies den Infor- mationsfluss zwischen den Einzelorgani- sationen und der Umweltbewegung im Alpenraum, andererseits eröffnet sich hierbei aber auch die Möglichkeit zu einer stärkeren Zusammenarbeit inner- halb Liechtensteins. Nicht zuletzt wäre ein nationales CIPRA-Komitee eine An- erkennung der besonderen Leistungen der CIPRA als Drehscheibe und Binde- glied des Natur-, Landschafts- und Um- weltschutzes im Alpenbogen.
	        

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