Volltext: LGU Mitteilungen (1990) (13)

Helmuth Gassner (Fastenopfer), 
Marie-Louise Eberle (LED), Brigitte Batliner (Ver- ein Welt und Heimat) und 
Wilfried Marxer (LGU) bei der Übergabe der Petition an Regierungschef  Hans Brunhart und Regierungschef-Stellvertreter Dr. Herbert Wille. (Bild: Liechtensteiner Vaterland) 
  LGU-Mitteilungen 
Februar 1990 Tropischer Regenwald Am Bettagswochenende im September 1989 haben wir gemeinsam mit dem Ver- ein Welt und Heimat, dem Liechtenstei- nischen Entwicklungsdienst und dem Fa- stenopfer Liechtenstein eine Unterschrif- tenaktion zur Rettung der tropischen Re- genwälder gestartet. Am 16. Januar ha- ben wir nun die Petition mit mehr als 700 Unterschriften der Regierung persönlich überreicht. In dieser Frist haben die Medien mehr- mals auf das Anliegen der Petition 
- Schutz der Regenwälder und der dort lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen, Hilfe zur Entschuldung der wirtschaftlich schwachen Länder, Aufruf zur Interven- tion beim Europarat, keine Mithilfe bei Projekten, die die Tropenwälder zerstö- ren — hingewiesen. Den vier Vereinen war es wichtig herauszuheben, dass unse- re konkrete Hilfe mehr bewirkt als mora- lische Aufrufe zum Schutz der Regen- wälder. Bei der Übergabe der Petition haben wir eine gemeinsame Erklärung abgegeben, die wir hier nochmals abdrucken. Wir fordern auch Sie dazu auf, durch Ihr eige- nes Verhalten und mit einer Spende an die richtige Adresse einen kleinen Bei- trag zur Abwehr dieser globalen Bedro- hung zu leisten. «Am 16. Januar 1990 haben die 
Liechten- steinische Gesellschaft für 
Umweltschutz (LGU), das Fastenopfer Liechtenstein, der Liechtensteinische 
Entwicklungs- dienst (LED) und der Verein 
Welt und Heimat der Regierung des Fürstentums Liechtenstein eine Petition mit mehr als 700 Unterschriften überreicht, in welcher dazu aufgerufen wird, die weitere Zerstö- rung der tropischen Regenwälder 
und die drohende Klimakatastrophe zu 
verhin- dern. Alle drei Monate wird Tropenwald von der Fläche der Schweiz zerstört, unwie- derbringlich. Die Zerstörungswut hat jetzt schon tödliche Folgen für die Urbe- völkerung. Verheerend ist die Zerstörung auch für Tiere und Pflanzen. 
Man schätzt, dass mehr als 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in den tropischen Regenwäldern vorkommen. Die erwarte- te Klimaveränderung, durch die Zerstö- rung der tropischen Regenwälder mitver- ursacht, wird aber möglicherweise alle bisherigen Katastrophen noch überbie- ten. Diese dramatischen Tatsachen haben die erwähnten liechtensteinischen Orga- nisationen bewogen, aktiv für die Ret- tung der Tropenwälder einzustehen. 
Petition mit grossem Anklang Die gemeinsame Unterschriftenaktion hat mit mehr als 700 Unterschriften einen positiven Anklang in der besorgten Be- völkerung gefunden. Der Schutz der Re- genwälder ist ein Gebot der Stunde, ste- hen doch die Ureinwohner tropischer Re- genwälder, die mit angepassten Wirt- schaftsformen im und mit dem Regen- wald lebten und leben, anstatt gegen ihn einen zerstörerischen 
Feldzug zu führen ebenso 
vor der Ausrottung wie die Viel- falt 
der Natur, die sich über Millionen von Jahren entwickelt hat. Die Initianten konnten mit der Unterschriftenaktion auf die Anliegen aufmerksam machen. Die Landeszeitungen haben mehrmals über die Aktion berichtet. Die Zustellung einer Zeitung für die Anliegen der Indios — Porantim — an alle Haushaltungen Liechtensteins Anfang November hat die Aktion ergänzt. Der Zufall hat es ge- wollt, dass während der Dauer der Ak- tion der Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz an Bischof Erwin Kräutler verliehen wurde, der sich für die Erhal- tung des Tropenwaldes im Amazonasge- biet einsetzt. Auch in diesem Zusammen- hang schenkten die Medien dem Thema Tropenwald viel Beachtung. Hilfe statt Moralvorschriften Die Unterschriftenaktion bezweckte 
nicht, den Mahnfinger gegenüber den Ländern mit tropischen Regenwäldern zu erheben, sondern fordert zu neuen Hilfs- massnahmen auf. Die Entwicklungshilfe Liechtensteins soll erhöht werden, damit vermehrt ökologisch angepasste Entwick- lungsprojekte finanziert werden können. Die öffentliche Hand soll zudem Projekte unterstützen, die sich .für gerechte Wirt- schaftsbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt einsetzen, da ökonomische, soziale und ökologische Katastrophen eng miteinander verknüpft sind. Es steht den Industriestaaten, wozu auch Liech- tenstein zählt, schlecht an, den Schutz der Regenwälder zu fordern, ohne eine ent- sprechende 
Gegenleistung zu erbringen. Wir leben in einer gemeinsamen Welt, in welcher die auftretenden Probleme zu- nehmend international Wirkungen zeigen und daher auch in gleichberechtigter Zu- sammenarbeit gelöst werden müssen. Die sozialen Probleme in der sogenannten Dritten Welt sind auch unsere Probleme, weil sie uns das Elend der Menschheit vor Augen halten. Die ökonomischen Proble- me sind auch unsere, weil sie zu riesigen Bevölkerungsbewegungen und wirt- schaftlicher Instabilität führen. Die öko- logischen Probleme sind auch unsere, weil wir die gleiche Luft atmen und öko- logische Zerstörungsakte grenzüber- schreitend wirken.
	        

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