Argentinien eröffnet werden konnten. Diese Aufbauarbeit wurde aber mehr und
mehr durch komplizierte Devisenverordnungen erschwert, die es fast unmöglich
machten, Geldbeträge aus Deutschland ins Ausland zu transferieren: «Ein Heer von
'Devisenschnüfflern‘ wurde eingesetzt, die es vor allem auf die Orden und Kongrega-
jonen wegen deren "internationalen Verflechtungen‘ absahen. Das Konkordat
schützte die Ordensleute, sie mussten daher als Gesetzesbrecher abgestempelt und
der Missachtung des Volkes preisgegeben werden.» ©
Schliessung der Maristenschulen in Bayern
Zuerst versuchte das Justizministerium den einzelnen Orden in Devisenprozesser
Volksfeindlichkeit nachzuweisen. Ein weiterer Schritt waren geheime Ermittlungen,
die die Ordensleute in der Öffentlichkeit pauschal als Jugendverderber und Volks-
schädlinge abstempeln sollten.
Am 28. Dezember 1936 traf aus dem Bayrischen Staatsministerium für Unterricht
und Kunst der Erlass Nr. IX 61074 ein, der die Schliessung aller Schulen und
Internate des Maristen-Ordens anordnete: «Ich entziehe Ihnen ... mit sofortiger
Wirkung die Genehmigung zum Betreiben ... der Anstalten und zur Tätigkeit in
diesen. Sie haben spätestens mit Ablauf des Schuljahres 1936/37 aus den genannten
Anstalten auszuscheiden, soweit Sie Eigentümer der Gebäude sind, haben Sie zum
gleichen Zeitpunkt. den Anstaltsbetrieb einzustellen.»7 Der verantwortliche Minister
begründete seine Entscheidung in erster Linie damit, dass der Orden ‘ausländisch'
sei, in zweiter Linie, dass drei Anstalten nicht verantwortlich genug geführt gewesen
seien. Der Vorwurf ‘ausländisch‘ bezog sich wohl in erster Linie auf den Ordensgrün-
der, den Franzosen Pater Marzellin Champagnat. Im weiteren war dem Regime auch
die internationale Tätigkeit der deutschen Ordensprovinz suspekt. Vom Erlass des
Ministeriums waren acht Anstalten in Bayern betroffen, für deren Weiterbestehen
die Ordensleitung in den folgenden Monaten mit allen rechtlich zur Verfügung
stehenden Mitteln kämpfte. Aber weder die Beweise der Vaterlandstreue — 50
Irdensleute der Maristen waren im I. Weltkrieg gefätten—= noch die Leistungen des
Ordens in den verschiedensten Teilen Deutschlands, noch die Fürsprache hoher
Persönlichkeiten für die Maristen-Schulbrüder und der Einsatz des Nuntius in Berlin
vermochten am Erlass des Ministeriums etwas zu ändern. Kardinal Faulhaber
<xommentierte die von der Ordensleitung verfasste Verteidigungsschrift folgender-
nassen: «Wenn diese Ihre so klare Stellungnahme bei dem Ministerium nichts
zedeutet, dann war das noch nicht der letzte Schlag gegen die kath. Kirche.»8
Die Antwort des verantwortlichen Staatsministers Adolf Wagner auf die Stellung-
nahme der Ordensleitung war von Zynismus geprägt: «... Ich möchte Sie auf die
folgende Möglichkeit hinweisen. Meines Wissens haben viele eine abgeschlossene
_ehrerbildung hinter sich. Solche können sich um Übernahme als Lehrer in den Bayr.
_andesdienst bewerben. Voraussetzung für die Übernahme ist, dass sie die allge-
nNeinen Bedingungen für die Anstellung als Beamter erfüllen und ihre Verbindung zur
Kongregation ordnungsgemäss gelöst haben. Die gleiche Möglichkeit besteht für die