Eine Schulchronik der Jahre
1937-1987
Von Edmund Banzer
Zur Vorgeschichte
«Ein Besessener regiert die Welt, Mit Besorgnis sah ich das ’Tausendjährige Reich’
seinen Anfang nehmen. Ein Amoklauf mit düsterem Hintergrund. Was wird das
Dritte Reich bringen? ... Arrogante Nazi-Sendlinge schwirren mit flatternden Fahnen
im Lande herum.» !
Edmund Banzer hat an der Universität
Innsbruck klassische Philologie und
Geschichtswissenschaften studiert.
Seit 1977 unterrichtet er am Liechten-
steinischen Gymnasium Latein,
Seschichte und Sozialkunde.
Mit diesem Eindruck über die Zeit ab 1933 beginnt Frater Augustin Knapp, der erste
Direktor des Collegium Marianum, sein Tagebuch. Schon zu Beginn der 30er Jahre
jessen die Aussagen der führenden Köpfe der NSDAP in Deutschland keinen
Zweifel aufkommen, mit welchen Mitteln sie gegen jegliche Opposition von welt-
icher oder geistlicher Seite vorgehen wollten. «Wir hassen die roten und die
schwarzen Halunken»?, sagte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels einmal.
zin andermal drohte er: «Wir werden erst dann ans Ziel gelangen, wenn wir Mut
genug haben, lachend zu zerstören, zu zertrümmern, was uns einst heilig war, als
Tradition, als Erziehung, als Freundschaft und als menschliche Liebe.»? Diese Worte
Goebbels, der mit finanzieller Unterstützung des katholischen Albertus-Magnus-
Vereins studiert hatte, sollten bald für die Orden in Bayern, insbesondere für die
Maristen-Schulbrüder. bittere Wirklichkeit werden. *
Aufgrund der Agitationen der NSDAP in Bayern scheint der Direktor des Provinzial-
ı1auses in Furth, F. Josef-Verius, eine gewisse Vorahnung gehabt zu haben. «Auf
seine Veranlassung wurden 1932/33 weder Neugründungen noch Verlegungen im
nland voraenommen. aber ’Ausweichstationen‘ im Ausland vorbereitet »5
Nach der Machtübernahme unterzeichnete Hitler als Reichskanzler am 22. Juli 1933
‚n Rom das Reichskonkordat, wodurch er die Belange der Kirche anerkannte und das
Weiterbestehen der Bekenntnis- und Ordensschulen garantierte.
Jessen ungeachtet fuhr der Orden fort, ausserhalb Deutschlands Niederlassungen
zu gründen, so dass bis 1936 Schulen in Dänemark, Österreich, in der Schweiz und in