Jerrengasse mit Blick zum Löwen
.. Die Musik vergrösserte sich dann schnell auf
Jdreizehn Mann und da dachte man schon daran,
än Musikfest abzuhalten, und wirklich wurde
dasselbe auf das Jahr 1886 festgesetzt, in der schön
zelegenen Bündt zum «Löwen». Vorher mussten
aber Uniformen bestellt werden, und mit der
Musik selber durfte man auch nicht zurückblei-
en. Das gab auch für unseren dirigenten viel
Arbeit, und da wir überhaupt kein Geld hatten, so
wollten wir ihm auf eine andere Art erkenttlich
sein. Wir fällten ihm die Holzlosen, zogen das
Holz nach Hause auf den damals gebräuchlichen
Holzkarren und spalteten es untentgeltlich. Das
freute unseren Dirigenten, Herrn Ospelt, sicht-
ich, und er zapfte sein bestes Vaduzer Fässle an,
ınd wir leerten es bis auf die unterste Tauge nach
Musikantenart. Nun hiess es, sich vorbereiten auf
den Bau der Festhütte. Seine Durchlaucht der
Landesfürst gab uns das Holz dazu im Bürstwald
zei Nendeln und der Bau wurde begonnen. Alles
zeschah unentgeltlich durch den Verein. DasFest
verlief grossartıg bei famosem Sauser. Die Musik
konnte 200 Gulden Vorschlag machen, dafür
aber wurde eine ganze Woche gefestet!
aus der Ansprache Franz Amann, Kilbekonzert 17. 11.1932)
Vaduz, 1.Juni. Das erste liechtensteinische
Musikfest ist letzten Sonntag programmgemäss
and in sehr gelungener Weise von Stapel gegan-
zen. Das Wetter, welches am Festtag Vormittag
ein sehr zweifelhaftes Gesicht zeigte, hat sich ım
Verlaufe des Nachmittags nach und nach wieder
aufgeheitert und dem Feste einen ungestörten
Verlauf gestattet. DerFestzug, an welchem sich 10
Musikgesellschaften beteiligten, bewegte sich
Nachmittags 2 Uhr von der «Linde» durch das
im bunten Fahnenschmucke prangende Dorf
nach dem «Löwen in die Festhütte, woselbst die
erste Begrüssung durch Herrn Reallehrer Ospelt,
Dirigent des hiesigen Musikvereins, stattfand.
Nach dem Begrüssungsakte begannen die Pro-
Juktionen der einzelnen Musikgesellschaften in
der durch das Los bestimmten Reihenfolge. Die
Schweiz war vertreten durch die Musikvereine
von Mels, Azmoos und Buchs, Vorarlberg durch
die Musikgesellschaft von Tosters und Liechten-
stein durch die Vereine von Triesen, Triesenberg,
Vaduz, Schaan, Eschen und Mauren. Im Verlaufe
des Festes toastirte Herr Reallehrer Ospelt
zunächst auf den Landesfürsten, sodann auf’ die
anwesenden Gastvereine aus der Schweiz und
Vorarlbergg, und Herr Reallehrer Rohrer von
Buchs auf die Harmonie der nachbarlichen Bezie-
hungen zwischen der Schweiz, Vorarlberg und
Liechtenstein.
Die Produktionen der einzelnen Vereine fanden
zei dem anwesenden Publikum, welches aus dem
(nlande und den benachbarten Teilen der
Schweiz und Vorarlbergs sehr zahlreich herbeige-
strömt war, lebhaften Beifall. Selbst der entlegene
Bregenzerwald war durch zwei schmucke Wäl-
derinnen in Nationaltracht vertreten.
So floss das Fest in gemütlicher Weise unter den
Klängen der Musik und unter dem Einflusse des
zusgezeichneten Festweines, welcher dem altbe-
währten Rufe des «Vaduzers» alle Ehre machte,
sehr angenehm dahin, bis der Abend und die
Nacht die Gastvereine nach und nach entführten.
Die Musikgesellschaft von Vaduz, welche zu
ihrer musikalischen Ausbildung schon viele
Opfer an Zeit und Geld gebracht hat, kann mit
dem Erfolge des von ihr veranstalteten Festes sehr
zufrieden sein.
«Liechtensteiner Volksblatt»