Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Panorama 
Zs ist für einen Künstler in heutiger Zeit, in der einerseits die 
Masse gebende Geschlossenheit einer Weltsicht verloren 
gegangen, anderseits die Fülle der Vergleichsmöglichkeiten 
durch Reisen und Medien gegeben sind, immer schwieriger, 
sich von allem andern Realisierten nicht vereinnahmen zu las- 
sen, sondern sich freizustellen und zur eigenen Form zu kom- 
men. Freilich: keiner ist allein und nur aus sich. Immer sind im 
Jmkreis andere, und viele sind da, die nicht zu übersehen 
sind. Und jeder ist Zeitgenosse einer Generation, die auf der 
vorherigen gründet, ob sie es zugibt oder ablehnen will. 
Nun hatte ja Malin gerade durch sein kunstgeschichtliches 
Studium ein Auge, das offen und aufnahmefähig ist, die Werke 
von vielen andern Bildhauern und Plastikern zu sehen, die 
Vorbild hätten werden können. Malin hat natürlicherweise 
auch Anregungen aufgenommen, war aber sich selbst stark 
genug, Anstösse in eigene Vorstösse umzusetzen. 
Zu Malins Ausbildungszeit waren die Leistungen von Rodin 
(1840-1917), Bourdelle (1861-1929) und Maillol (1861—1944) 
schon zur Ehre der akademischen Vorbildlichkeit aufgerückt; 
Nerke aller drei waren dem jungen Bildhauer in Zürich und in 
Ninterthur vor Augen. Ihrer exemplarischen Bedeutung war 
ar sich durchaus bewusst. Aber andere Lösungen der Form- 
probleme beschäftigten ihn. 
Der grosse Brancusi (1876-1957) war es, der unerhört anre- 
gend wirkte, weil er den akademischen Kanon ablehnte und 
den Weg zu den aller Ausformung letztlich zugrundeliegenden 
Jrformen sich angelegen sein liess. Er befreite die Körper, 
die so lange im Fluss des Lichtes gezeigt worden waren, wie- 
der zu ihrer inneren Einfachheit, die sich in einer architektura- 
ien Ordnung verwesentlicht darbot. Auch Maillol hatte dies 
oostuliert, als er forderte: «Man muss synthetisch sein.» Welt- 
bild prägt Kunstform. Zu Beginn unseres Jahrhunderts war 
jene entscheidende Wende vom klassisch-perspektivischen 
Weltkonzept in das transperspektivische vollzogen worden. 
Die Interrelationen zwischen Masse, Bewegung und Energie 
wurden in der Sprache der Kunst mitschwingend visualisiert,
	        

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