Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Körper und Kopf 
Wir selbst als Menschen, jeder Einzelne in seiner unverwech- 
selbar gewordenen Eigenart, erleben in unserm Körpergefühl 
das Wesen des Plastischen in Volumen und Masse und Bean- 
spruchung des Raumes. Aus dieser Tiefe begann das erste 
Formen des Menschen im tastenden Spiel seiner Hände mit 
dem Stoffe der Erde, mit Knochen und Hörnern, mit Lehm und 
Ton und Holz. Nur ganz wenige Zeugnisse des Formsuchens 
dieser Art eines steinzeitlichen Menschen sind uns erhalten 
geblieben. 
Indem der Mensch Zeichen setzte, die aus der Natur ge- 
nommen, aber nicht Natur waren, sondern vom Menschen 
geschaffen wurden, suchte er sich in der ihm viele Fragen 
stellenden Natur zurecht zu finden. Es erscheinen Ordnungen 
von Strichen, Punkten und Aushöhlungen auf Felsen und 
Steinen, die vermuten lassen, dass sie Reaktionen, versuchte 
Antworten auf kosmische Erfahrungen im Erleben der Tage, 
Nächte, Jahreszeiten, des Wetters und der Gestirne sind; 
Zeichnungen, Ritzungen, Malereien und Modellierungen 
erscheinen, die die Tierwelt vergegenwärtigen. Es erscheinen 
Vulva- und Phallus-Darstellungen sowie abgeklatschte, kon- 
turierte Hände, die im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeits- 
magie stehen. Alles legt Zeugnis ab vom Verhältnis des in 
seiner Umwelt bedrohten Menschen zur Natur. 
In dieser zoomorphen Frühzeit spielte die menschliche 
Gestalt eine verschwindende Rolle. Als der Mensch in seiner 
Entwicklung zur Darstellung des Menschen in Modellierung 
und Rundplastik kam, formte er den nackten Körper der Frau, 
einen Akt. Diese Gebilde entstanden wohl aus dem Verlan- 
gen, der erstaunten Wahrnehmung Ausdruck zu verleihen, 
dass die Frau das neue Leben und damit das Weiterleben des 
Geschlechts schenkte. Die Dame von Laussel und die Venus 
von Willendorf(Kalkstein, ca. 20 000 v. Chr.) sind Kultobjekte in 
der Verehrung der Magna Mater. Sigfried Giedion hat in seiner 
Einleitung zu seinem grundlegenden Werk «Die Entstehung 
der Kunst» (Köln 1964; S. 14) notiert: «Die heutige Kunst 
entstand aus einem tiefen Bedürfnis nach elementarster
	        

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