Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Frucht 
Dieser Stein (7 2) ist selbstverständlich gegenwärtig. Die ge- 
formte mineralische Masse ist ein Gegen-Stand im Umraum 
des Betrachtenden. Er steht, unbeweglich. Der Betrachter 
muss sich in Bewegung setzen. Vor seinen Augen liegt ein 
schweres Stück Balmoral-Granit. Durch die Bearbeitung ist es 
in der Präsenz zugleich schwer und leicht, nicht mehr nur 
Steinmaterie, sondern vergeistigte Gestaltform. Die polierte 
Oberfläche verstärkt die Sichtbarkeit des Spieles der röt- 
lichen, ockrigen, gelblichen und schwarzen Körnung. Glanz- 
licht, Helle, Abschattierung und Schlagschatten lassen die 
konvexen und konkaven, getreppten und glatten, einge- 
schnittenen und aufgeschnittenen Abläufe des massiven 
Körpers, als wie von innen her lebendig, nachvollziehen. Die 
and ist verlockt und eingeladen, mit ihrer fühlenden Innen- 
seite die atmende Vielfalt des kugelverwandten Steinkörpers 
zu erspüren. Der Betrachter ist veranlasst, in näheren und wei- 
teren Umkreisungen die Steinplastik zu erschreiten. 
Anders als ein Gemälde, das seinen Raum immer in sich 
selbst trägt, weilt die Skulptur im gleichen Raum wie der 
Mensch auch und setzt, als plastisches Werk an seinem Orte 
verweilend, einen ganz dem Werk eigenen Umraum. Wenn ein 
Betrachter in diesen Ausstrahlungsbereich eintritt, wird er 
von ihm eingenommen. Der starke skulpturale Gegenstand 
wortwörtlich: das gestaltete Ding steht dem betrachtenden 
Menschen gegenüber — gibt dem Betrachter seine Verhal- 
tensweise in Bewegungen und Gebärden vor. Jeder neue 
seitliche Schritt, jeder wechselnde tieferstreifende oder 
nöhersteigende Blick, das Zögern und das Beschleunigen, 
die wechselnden Blickrichtungen und variierenden Horizonte 
des Betrachters, die vom Standort des Betrachters eingenom- 
nene Perspektive, das Berühren, Betasten, mit der sehenden 
Hand den Formen nachgleiten: alles wird durch das plastische 
aegenüber gereizt, angeregt und geleitet. Fast choreogra- 
ohisch wecken hier Auslappungen und Stufungen der einen 
Seite Vorstellungen von Formantworten der andern, und im 
netrachtenden Bewegen des eigenen Körpers werden sie
	        

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