Sprache der Gestalt
Sprache der Gestalt ist Ausfalten innerer Form. Innere Form ist
ein sehr langsam gewachsenes Einsehen in die Grundkräfte
des Lebendigen im Menschen, in der Welt und — wenn Glau-
ben es austrägt — in der Schöpfung bei Gott.
Mitte der siebziger Jahre begann Malin aus freiem Antrieb eine
ganze Reihe von kleinen Bronzeplastiken zu schaffen. Sie
sind greifbare und sichtbare Form gewordene Erkundigungen
nach der inneren Form grundlegender Themen des Lebens,
die ihn ja immer schon beschäftigten: das Steigen und Wach-
sen, das Knospen und Blühen, das Reifen und die Schwere
der Fülle zur Ernte.
Im Jahre 1974 — begonnen während den Arbeiten am grossen
Wasser und Land-Relief in Balzers (64, 65) und dem blatt-
vergoldeten Relief Erde (67) — entstand, abgeschlossen 1975,
die kleine Kristalline Form (74). Es ist, als ob Auge und Hand
des Schaffenden verwandten Kräften folgten, wie jene es
sind, welche im Muttergestein durch Einwirkung der Elemente
die reinen harmonischen Formen der Kristalle erzeugten. Der
Künstler ist ja immer auch ein Demiurg —- im Sinne Platons, der
als Mittler zwischen der Gottheit und der menschlichen Welt
steht —, dem Dinge gelingen, die dem gewöhnlichen Sterb-
lichen nicht zustehen. An dieser Kristallinen Form zeigt sich
sehr deutlich, wie wesentlich und richtig hier die helle Politur
der Bronze ist: die für das Auge des Betrachters verschieden
hell und gar verschieden farbig erscheinenden Flächen,
die plastischen «plans» in variablen Neigungen, schliessen
sich zu einem poetisch erlebbaren und haptisch einfühligen
Ganzen zusammen.
Der Bereitschaft und strahlenden Offenheit der Kristallinen
Form steht die zwei Jahre später. ausgeführte kleine Kom-
position gegenüber, wiederum in polierter Bronze (75). Beim
ersten Blick mag man eine spontane psychische Abwehr die-
sem Gebilde gegenüber empfinden, das Assoziationen an
eine aus der Erde hochfahrende geballte Faust weckt. Beim
Umschreiten oder beim Drehen des Stückes erschliesst sich
iedoch eine gebändigte Spannung, die im Ansteigen sich