Genossenschaften
Genossenschaften früher und heute
Was sind Genossenschaften?
Wenn wir die liechtensteinische Geschichte
zurückverfolgen, so gab es eine Form der Genos-
senschaft bereits zu einer Zeit, als Gemeinden im
heutigen Sinn bei uns noch unbekannt waren.
Diese Genossenschaften sind die eigentlichen
Vorläufer der heutigen Gemeinden.
Der Nachbarschaftsverband oder die Dorfgenos-
senschaft (vgl. dazu auch das Kapitel «Die
Anfänge unserer Gemeinden») waren nämlich
lebensnotwendige Einrichtungen; ein nicht-
genossenschaftliches Leben wäre in frühge-
schichtlicher Zeit völlig undenkbar gewesen.
Welche Bedeutung haben Genossenschaften im
19. und 20. Jahrhundert?
Genossenschaften sind in der Regel Vereinigun-
gen von Berufsleuten, die eine gemeinsame Auf-
gabe wahrnehmen wollen. Der einzelne könnte
eine Aufgabe nur unter grösster Anstrengung
oder gar nicht lösen, deshalb schliesst er sich mit
anderen Berufsleuten in einer solchen Selbsthil-
feorganisation zusammen. Eine Genossenschaft
muss keinen Gewinn abwerfen, sie soll aber dem
einzelnen Genossenschafter helfen, wirtschaft-
lich zu arbeiten.
[n Europa sind solche Genossenschaften vor
allem im Laufe des letzten Jahrhunderts entstan-
den. Arbeitnehmer gründeten eigene Einkaufs-
genossenschaften (Konsumvereine), Gewerbe-
treibende schufen zum günstigen Einkauf von
Rohstoffen die Rohstoffgenossenschaften, und
im Geldsektor entstanden die Raiffeisengenos-
senschaften.
Auch in Liechtenstein gründete man verschiede-
ne Genossenschaften, vor allem im Bereich der
Landwirtschaft.
[n folgenden genossenschaftlich ‚organisierten
Vereinigungen arbeiten in unserem Land Bauern
zusammen:
Der Bauernverband ist die Standesorganisation
der Bauern. Er vertritt ihre Interessen nach aus-
sen. Der Bauer ist hier Einzelmitglied. Der
Bauernverband kauft dem Bauer seine Produkte
ab. Darum hat er in Schaan ein Lagerhaus errich-
tet. Dort werden die landwirtschaftlichen Pro-
dukte weiterverkauft. Der Bauer kann sich dort
die geeigneten Produktionsmittel verschaffen.
Der Bauernverband unterhält auch eine Gras-
trocknungsanlage und eine Reparaturwerkstätte.
Die Maschinengenossenschaften kaufen Maschi-
nen ein, die für den einzelnen Landwirt zu kost-
spielig wären.
Die Sennereigenossenschaften regeln für ihre
Mitglieder den Absatz der Milch. In Liechten-
stein gibt es zur Zeit elf Sennereigenossenschaf-
ten, die ihrerseits im Liechtensteiner Milchver-
5and zusammengeschlossen sind. Dieser unter-
hält den Milchhof in Schaan, wo die Milch weiter-
verarbeitet wird.
Die Alpgenossenschaften regeln für ihre Genos-
senschafter die Nutzung der Genossenschaftsal-
pen.
Die neun Viehzuchtgenossenschaften des Landes
sind im Liechtensteiner Braunviehzuchtverband
zusammengeschlossen.
Die früher wichtigen Mühlegenossenschaften exi-
stieren heute nicht mehr.
Die Liechtensteiner Gemüsebaugemeinschaft be-
treibt grossflächig Gemüseanbau. Sie stellt ihren
Mitgliedern Erntemaschinen zur Verfügung.
Auch ausserhalb der Landwirtschaft gibt es
Genossenschaften. Ein bekanntes Beispiel ist das
TaK (Theater am Kirchplatz) in Schaan, das kul-
‚urelle Ziele verfolgt.