Volltext: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein

— 329 — ten Früchte und der Ort ihres Anbaus, lassen interessante Rückschlüsse zu, sowohl im Blick auf die zeitliche Erschliessung (vorrömische, ro- manische und deutsche Namen) als auch im Hinblick auf die Art der Saat und die Bestellung der Felder,1 (Mais und Kartoffel werden noch nirgends erwähnt). Eine eingehende Deutung der Urbare stiesse auch auf die ver- schiedenen rechtsgeschichtlichen Aspekte liechtensteinischer Landes- geschichte, etwa auf die Stellung der Untertanen in ihrem Verhältnis zur Obrigkeit. Eine interessante Skizze ergäbe der mähliche Anglei- chungsprozess der einst freien Walser auf Triesenberg an den Status der übrigen Bevölkerung im Spätmittelalter und in der Barockzeit. Auch der Familienforschung eröffnen die Urbare neue Möglich- keiten. Wir kennen in der ehemaligen Grafschaft Vaduz über grosse Zeiträume hinweg die Lehensinhaber vieler Grundstücke. Um den kri- tischen Apparat nicht zu überdehnen, verzichte ich bei der Bearbeitung der Urbare, Hinweise und Literatur für familiengeschichtliche Frage- stellungen beizubringen. Die bisherigen Urkundenbücher, die Arbeiten von Fürstl. Rat Joseph Ospelt und Fridolin Tschugmell werden dem Fragenden weiterhelfen. Beim Vergleich der beiden Urbare bemerken wir auch die ersten Ansätze einer wirtschaftlichen Entwicklung, die zaghaften Anfänge ge- werblicher Betriebe in einem bettelarmen Gebiet. Neben den zahlrei- chen Rodungen in Reutegebieten sollte das Gewerbe der langsam an- wachsenden Bevölkerung Nahrung und Lebensunterhalt verschaffen. Der Zuwachs an Kulturland ist am Neugreutzins abzulesen. Das Gastgewerbe war als erstes expansiv. Schaan besass in karo- lingischer Zeit einen Gasthof; im Brandisischen Urbar aber wird in Schaan keine Taberne erwähnt. Um 1600 dürfte das Dorf wieder eine Gaststätte erhalten haben (vgl. p. 78 in diesem Urbar), die in alter Per- sonalunion der Wirt und Landammann Thomas Walser führte. Und in Triesen gönnte Graf Kaspar von Hohenems bei der Eröffnung des Bades Vogelsang um 1617 dem Bademeister eine Weinschenke,2 nachdem 1 Vgl. die grundlegende Arbeit von Bilgeri Benedikt, Der Getreidebau im Lande Vorarlberg, Sonderdruck aus d. Zeitschrift «Montfort» 7/12, 1947 — 1949. 2 Büchel Josef, Bad Vogelsang in Triesen, Triesen 1942, Selbstverlag des Ver- fassers.
	        

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