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Jahr vom Credit und dem guten oder schlechten Willen der
Portugiesen abhängig.
Man muß diese Sachlage kennen, um zu begreifen, in
welcher Situation sich der Fürst Anton Florian befand, welche
Aufgabe er zu vollführen hatte. Er vor allen war berufen,
nicht blos das ganze Unternehmen zu leiten, sondern insbesondere
unter all' den verschiedenartigen und streitenden Parteien und
Interessen den Vermittler zu machen. Er sollte versöhnen, nach
geben, insbesondere den Spaniern gegenüber, und konnte doch
das Krumme nicht gerade sein lassen, das Verkehrte und Ver
derbliche nicht gutheißen. Er wußte so gut wie ein anderer,
daß alles daraus ankam, die spanische Nation zu gewinnen, und
daß man endlich nur durch sie zum Siege gelangen konnte. Die
Politik, die ihm vom Hofe vorgeschrieben war, lies darauf hin
aus, den Stolz der Spanier zu schonen, bei den Differenzen mit
den Portugiesen sich auf ihre, der Spanier Seite zu stellen,
ihren Hochmuth zu ertragen und die eigene Person in den
Hintergrund treten zu lassen. Diese Rolle der Entsagung war
für einen Mann seiner Art nicht leicht; er suchte sie dennoch
treulich zu erfüllen, was der Kaiser selbst spater zugeben mußte.
Aber er konnte sich nicht verhehlen, daß die Spanier, mit denen
er zu thun hatte, nicht diejenigen waren, welche die Nation
hinter sich hatten, er konnte nicht zugeben, daß auf ihren Rath
und Unterstützung die verkehrtesten Maßregeln in Vorschlag und
zur Ausführung kamen, Maßregeln, welche die ganze Sache
seines Königs gefährdeten. So mußte er widerstreben, d. h.
der Partei der Emigranten, und er konnte sich darauf berufen,
hier in völliger Einstimmigkeit der Ansichten mit dem Prinzen
Georg von Hesscn-Darinstndt zu sein, der Spanien kannte und
von den Spaniern geliebt wurde, mehr als der Almirante, das
Haupt der Gegenpartei. Er konnte sich auch der Zustimmung
der Engländer und Holländer rühmen, „habe auch vernommen",
schreibt ihm der Kaiser am 18. October, „daß man in England
und Holland wohl mit euch zufrieden sei, daran ich nit gezweifelt".