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tion und zum Ajo des Erzherzogs Karl bestimmt worden sei.
Die Abreise von Rom verzögerte sich aber, theils wegen der
Schwierigkeit des Nachfolgers, denn der erst erwählte Graf
Caraffa starb, dem wieder Graf Mannsfcld folgte, und sodann
aus gänzlichem Mangel an Geld in Wien, die Kosten der Rück
reise und der Sendung des Nachfolgers zu bestreiten '). Ver
wirkliche Nachfolger, Graf Martinitz, traf erst am 19. November
1695 in Rom ein 2).
Die neue Berufung des Fürsten Anton Florian, die in
der Erziehung und in dem Obcrsthofnieisteramt bei dem Erz
herzog Karl, dem zweiten Sohne Leopolds, bestand, sollte als
ein Act des besonderen kaiserlichen Vertrauens gelten, denn Karl
war von Seiten des kaiserlichen Hauses und der kaiserlichen
Partei zum Thronfolger in Spanien designirt. Er sollte freilich
nicht so glücklich sein, diesen Thron zu behaupten, aber als
Karl VI. bestieg er den deutschen Kaiserthron nach dem Tode
seines älteren Bruders Joseph. Von dem Moment an, als der
Fürst Anton Florian das Obersthofmeifteramt bei dem Erz
herzog übernahm, hat er diesen nicht mehr verlassen, ja man
kann sagen, er ist nicht mehr von seiner Seite gewichen. Er
führte das Obersthofmeisteramt ununterbrochen bis an seinen
Tod, erst in Wien, dann in Spanien, dann wiederum in Wien,
selbst nachdem er die sämmtlichen Fidcicomnüßgüter des Liechten
steinischen Hauses in seiner Hand vereinigt hatte.
Nach der Beschaffenheit der Sache entzog sich die Thätig
keit, die nun seines Amtes als Erzieher war, einstweilen der
Ocffcntlichkcit. Die Thätigkeit war eine stille, vorbereitende, bis
ihn der Tod des Königs von Spanien wieder auf den Schau
platz der Begebenheiten rief. Daß er die Erziehung mit Erfolg
leitete, beweist nicht nur die nachfolgende Geschichte, sondern
cs finden sich auch einzelne Zeugnisse der Befriedigung darunter.
i) Archiv des Finanzminist.
-) Theiltrum Europ. XIV. 873.