405
Toscana, Dorica, Jonica, Corinthia und der Composita,
sambt ihren Gesimsen und allen, alldieweilen jede Ordnung
ein andere Theilung hat in allen Stucken und ihren Gliedern,
Die Architektur ist das Schönste und Nützlichste, so ein Fürst
nach denen Literis erlernen kann und soll, dann dieses ihm zu
Nutzen vornehme Werk zu erigiren zu Ewigen Ruhm und Ge-
dächtnuß, wie wir zum Oeftern in dieser Natllssi dessen
Ruhm, Schönheit und Nothwendigkeit haben ausgesprochen, diese
bis dato erlernen die wenigsten und ist solche gar nicht in der
Uebung, sondern man erlernet nur Mathesim und G-eome-
triam und die Fortification, so wir alles nicht verwerfen
wollen, keine aber ist so nützlich und der Architektur zu ver
gleichen. . . . Was folget aber daraus, daß sie die Architektur
nicht erlernen? nichts anderes als die Ignoranz in dem Nütz
lichsten und Nothwendigsten und dieses ist, daß sie nichts
Schönes erkennen, schätzen, ordiniren und machen lassen können,
und kein Gebäu verstehen, sondern nur schändliche Hütten, Spe
lunken bauen lassen ohne Proportion, Zier und Schönheit, son
dern unförmlich, daß der Boden von Zimmern bald den Kopf
berühret, die Fenster sein wie die Löcher, die Thüren, daß man
den Kopf anstößet und sich zum Eingang biegen muß, und
glatte abgeschmackte Mauer werden gemacht, also keine Zier,
Ehr noch gute Wohnung, dieses beschicht aus Unerfahrenheit der
Architektur. . . .
Die Nusicam sollet Ihr die Eurigen nicht erlernen
lassen, dann bisweilen belieben dergleichen Possen, und gebrauchet
man in dergleichen zum öftern viel Zeit unnützlich zu und
unterlasset die Negotia und Nothwendigkeiten, indeme die Zeit
besser anzuwenden ist als in dergleichen Possen, die Musica ist
lieblicher zu hören als in solcher eomponiren. . . .
Von Reisen (Fol. 315).
Das Studium Loicae wird noch hier zu Landen gehöret
sein, darauf du die deinigen, und sie künftig die Ihrigen