Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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ihm der Speer des Gegners einen Finger zerbrach und er den 
Kampf aufgeben mußte. Alle Ritter beklagten ihn, er aber 
freute sich, daß er wenigstens im Dienst der Liebe die Wunde 
davongetragen habe. Der Finger hing kaum noch an der Hand, 
und zu allem Unglück verband ihm ein Wundarzt denselben 
noch so schlecht, daß er nach wenigen Tagen, als der Verband 
abgenommen wurde, schwarz war. Da entließ er den Arzt und 
ritt zu einem anderen nach Botzen, der ihm angerühmt wurde. 
Unterwegs fand er noch Stimmung und Lust zu einem neuen 
Gedicht. 
Es scheint, als ob sein Leid einigen Eindruck auf seine 
kalte Herrin gemacht habe. Wie er aufs Neue verbunden war, 
kam von ihr ein Bote, der den Auftrag hatte, ihm ihr Beileid 
für sein Unglück im Dienst der Frauen zu überbringen. Sie 
sandte ihm zugleich durch denselben vier Büchlein, die wohl 
ritterliche, poetische Erzählungen enthalten haben mögen, um 
sich mit ihnen die Langeweile zu vertreiben. Am nächsten Tage 
kam der Bote noch einmal und brachte ihm von der Herrin 
eine fremde, in Deutschland noch unbekannte Weise, welche sie 
ihn deusch zu singen bat. Er machte in derselben ein deutsches 
Lied von dem Werthe schöner Frauen, die frohen Muth ge 
währen und alles Herzeleid zum Weichen bringen, wie Wasser 
das Feuer löschet und wie die Sonne die Finsterniß vertreibt. 
Dafür sandte ihm die Herrin ein schönes Hündlein zum Lohne. 
Aus diesem Verkehr scheint hervorzugehen, daß die er 
wählte Dame seines Ritterdienstes in der Nähe von Botzen 
gelebt haben muß; die Weise, welche sie ihm sandte, dürfte 
eine italienische gewesen sein. 
Ein neues Turnier, das nach Friesach ausgeschrieben 
war, trieb Ulrich wieder von Botzen fort. Es ließ ihm keine 
Ruhe dort und er nahm den Arzt mit sich. In Friesach trauerte 
er, daß er zuschauen solle, und um wenigstens nicht theil- 
namslos zu sein, so nahm er sein Hündlein, einen Gürtel, 
einen Ring und eine Spange und stellte das im Namen einer
	        

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