281
Gundacker hatte sie vorzugsweise von der Seite darzustellen, daß
sie eben eine politische sei und cs sich eigentlich gar nicht um
die Religion handle, was auch dadurch erwiesen werde, daß nun
mehr Gabriel Bethlen, der sich einen Vasall der Türken nenne,
auf die Seite der Böhmen getreten sei, Ungarn überfallen und
einen großen Theil davon bereits in seine Gewalt gebracht habe.
Die Sache sei dadurch eine allgemeine Angelegenheit des Reiches
geworden. Der Kurfürst von Sachsen wird insbesondere ersucht,
den Pfalzgrafen Friedrich zu ermahnen, daß er die mittlerweile
ans ihn gefallene Wahl der Böhmen zu ihrem Könige nicht an
nehme. Welchen Erfolg diese Gesandtschaft Gnndackers hatte,
ist bereits mit seinen eigenen Worten mitgetheilt worden. Konnte
er sich bei Brandenburg keines großen Erfolges rühmen '), so
erreichte er bei dem Kurfürsten von Sachsen weit mehr, als
man erwartet hatte.
Gundacker konnte kaum von dieser Reise zurückgekehrt sein,
als er einen neuen Auftrag zu übernehmen hatte. Bon den
österreichischen Landständen, die bisher in ähnlicher Stellung wie
die Böhmen sich gegen alle Friedens- und Vermittlungsversuche
halsstarrig gezeigt hatten, scheint ein Theil im niedcrösterrcichi-
schen Viertel ob dein Wiener Walde zu anderen und minder
schroffen Gesinnungen gekommen zu sein. Sie hatten einige Ab
geordnete an den commandirenden General Bucquoy gesendet
und ihm mittheilen lassen, daß sie zum friedlichen Ausgleich
bereit seien und dem Kaiser Bedingungen vorschlagen könnten,
mit denen sie glaubten, daß er zufrieden sein werde. Sie bäten
darum, daß der Kaiser eine Zusammenkunft ausschreibe, a»
welchem Ort er wolle. Der Kaiser, durch Bucquoy von diesem
Begehren benachrichtigt, ging sofort darauf ein, und beauftragte
Gundacker (Credenzialschreiben und Instruction datiren vom
letzten Tage 1610 Wien -), sich sofort zu Bucquoy zu begeben
>) Hurter, VIII. 173.
2) Liechtenst. Archiv in Butschovitz.