Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Gundacker hatte sie vorzugsweise von der Seite darzustellen, daß 
sie eben eine politische sei und cs sich eigentlich gar nicht um 
die Religion handle, was auch dadurch erwiesen werde, daß nun 
mehr Gabriel Bethlen, der sich einen Vasall der Türken nenne, 
auf die Seite der Böhmen getreten sei, Ungarn überfallen und 
einen großen Theil davon bereits in seine Gewalt gebracht habe. 
Die Sache sei dadurch eine allgemeine Angelegenheit des Reiches 
geworden. Der Kurfürst von Sachsen wird insbesondere ersucht, 
den Pfalzgrafen Friedrich zu ermahnen, daß er die mittlerweile 
ans ihn gefallene Wahl der Böhmen zu ihrem Könige nicht an 
nehme. Welchen Erfolg diese Gesandtschaft Gnndackers hatte, 
ist bereits mit seinen eigenen Worten mitgetheilt worden. Konnte 
er sich bei Brandenburg keines großen Erfolges rühmen '), so 
erreichte er bei dem Kurfürsten von Sachsen weit mehr, als 
man erwartet hatte. 
Gundacker konnte kaum von dieser Reise zurückgekehrt sein, 
als er einen neuen Auftrag zu übernehmen hatte. Bon den 
österreichischen Landständen, die bisher in ähnlicher Stellung wie 
die Böhmen sich gegen alle Friedens- und Vermittlungsversuche 
halsstarrig gezeigt hatten, scheint ein Theil im niedcrösterrcichi- 
schen Viertel ob dein Wiener Walde zu anderen und minder 
schroffen Gesinnungen gekommen zu sein. Sie hatten einige Ab 
geordnete an den commandirenden General Bucquoy gesendet 
und ihm mittheilen lassen, daß sie zum friedlichen Ausgleich 
bereit seien und dem Kaiser Bedingungen vorschlagen könnten, 
mit denen sie glaubten, daß er zufrieden sein werde. Sie bäten 
darum, daß der Kaiser eine Zusammenkunft ausschreibe, a» 
welchem Ort er wolle. Der Kaiser, durch Bucquoy von diesem 
Begehren benachrichtigt, ging sofort darauf ein, und beauftragte 
Gundacker (Credenzialschreiben und Instruction datiren vom 
letzten Tage 1610 Wien -), sich sofort zu Bucquoy zu begeben 
>) Hurter, VIII. 173. 
2) Liechtenst. Archiv in Butschovitz.
	        

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