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Nachdem Gundacker die erste Sendung vollführt hatte
(bereits am 24. April hatte er sich in Trier befunden), erhielt
er einen zweiten Auftrag an die drei geistlichen Kurfürsten, so
wie an den Herzog Maximilian von Bayern, welcher eben die
Wahl des neuen römischen Königs speziell betraf. Er erhielt
dazu schriftlich eine Empfehlung des kaiserlichen Hauses und seiner
Verdienste, sowie Ferdinands selber, davon er gelegentlich mit
Geschick Gebrauch machen sollte '). Die Instruction wurde schon
am 2. Mai ausgestellt, an welchem Tage Gundacker schwerlich
zurückgekehrt sein konnte. Sie wurde ihm. daher wohl nach
geschickt. Er selbst erwähnt in seinem Memorial nichts von einer
zweiten Sendung. Rückkehrend, scheint er mit Kaiser Ferdinand,
der auf dem Wege nach Frankfurt zum Wahltage sich befand,
in München zusammengetroffen zu sein. Von hier erhielt er 2 )
eine zweite Sendung an den Pfalzgrafcn, der, wie Ferdinand
sehr wohl wußte, bereits das Haupt der Gegner war, mit seinen
Feinden, zumal den Böhmen, conspirirte und der Kaiserwahl
entgegen war. Gerade deßhalb aber wollte er die Formen und
Pflichten der Höflichkeit nicht verletzen, um in keiner Weise Ver
anlassung zu einem Vorwurfe zu geben. Gundacker empfing
daher den Auftrag, Ferdinand zu entschuldigen, daß er ans seiner
Reise nach Frankfurt nicht vorher den Pfalzgrafen in Heidelberg
besuche. Da die Zeit es ihm nicht mehr erlaube, so hoffe er ihn
in Frankfurt bei der Wahl zu sehen und wolle er ihn wenigstens
durch einen Abgesandten begrüßen und um seine Freundschaft
bitten. Gundacker hatte sodann summarisch zu berichten, was
sich Neues in Böhmen zugetragen, daß Ferdinand zu einer Ver
söhnung bereit sei und auch de» Kurfürsten von der Pfalz wie
die anderen um Vermittlung ersuche; Ferdinand halte diese Ver
mittlung für sehr ersprießlich, insbesondere wenn die Vermittler
>) Das Schriftstück befindet sich im Liechtenst. Archiv; auch erwähnt
bei Hurtcr, a. a. O.
-) Jnstruct. vom 21. Juli, Liechtenst. Archiv in Butschovitz; Hur-
ter, VIII. 35.