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Doctoren Melander und Kapr übernahmen neben ihrer Stimme
als Beisitzer das Secretariat und erhielten zur Hülfe zwei
Schreiber, die in Eid und Pflicht genommen wurden. Man
beschloß einstimmig, einen „königlichen Ankläger und Procurator"
auszustellen und bestimmte dazu einen in der Treue bewährten
böhmischen Edelmann, Przibick Jenischek von Augezd, der unter
dem Beirath der Reichshofräthe Melander und Wenzel vorzu
gehen habe. Derselbe wie die Mitglieder legten den Eid in die
Hände des Fürsten Karl anstatt des Kaisers ab. Die Rcichs-
hofrathsstube im Prager Schloß wurde für die Sitzungen des
Gerichtes bestimmt.
Was die Angeklagten betrifft, so hatte die kaiserliche In
struction sie in drei Klassen getheilt, in die Anwesenden und
Gefangenen, in die Flüchtigen und in die während der Rebellion
Gestorbenen. Das Gericht entschied sich ohiw Säumen, zuerst
diejenigen vorzunehmen, welche als Directoren die Häupter des
Aufstandes gewesen waren. Melander wurde damit beauftragt,
die Artikel der Anklage zusammenzustellen, eine Arbeit, die etliche
Tage erforderte, da in der Motivirung und Einleitung der
ganze geschichtliche Hergang zu erzählen war. Am 27. März
wurden die Artikel Melauders in Gegenwart des Procurators
und Anklägers in voller Sitzung vorgelesen und angenommen.
Am 29., Montags, wurden darauf die angeklagten Directoren
zum ersten Mal vor das Gericht geführt, „jedoch vor die
Schranken, mit welchen der Ort, da ich und Eurer Maj. mit-
verordnete Commissarien gesessen, umschränket worden, öffentlich,
daß münniglich sehen und hören können, was vorgetragen wurde".
Die Angeklagten, die unter starker Bedeckung hereingeführt
wurden, waren: Wilhelm Poppel von Lobkowitz, Paul von
Rziczschan, Wenzel von Budowez, Caspar Kaplirz, Procop Dwor-
seczky, Friedrich von Biele, Bohuslaw von Michalowiz, Hans
von Wostrowiz, Wenzel Felix Pietipeßky, Otto von Löß, Martin
Fruwein, Theodor Sixt, Maximilian Hostialck, Tobias Steffegk,
Valentin Kochau, Jan Schultes, Christoph Kober, im Ganzen