Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Wie hier, so stießen auch die anderen Seiten seiner Aus 
gabe auf die größten Schwierigkeiten. Die Kreise Böhmens waren 
zum Theil noch in Feindes Hand, wie Mansfeld einen großen 
Theil besetzt hielt; andere Kreise, und man kann sagen, die 
meisten, sympathisirten mit der Rebellion. Die Obrigkeiten 
der Städte, die Amtleute, die Steuereinnehmer, alles war unter 
dem Interregnum eingesetzt worden und gehörte der Gegenpartei 
an. Um der Verwaltung sicher zu sein, mußten sie alle geändert 
und erneuert werden. Das Land war von fremden schlechten 
Münzen überschwemmt, die Münze in den Händen der Direction 
des Aufstandes, dann in denen des Kurfürsten von der Pfalz 
gewesen, und was sie geprägt, konnte nicht anerkannt werden. 
Endlich mußte der Blutprozeß über die Anhänger der Revolution 
mit seinen Confiscationen und Restaurationen, mit dem Verkauf 
oder der Schenkung der Güter, die er nach sich zog, die schlech 
testen Leidenschaften wachrufen und dem Fürsten selbst eine Fülle 
von Haß und Neid, von Feindschaft, Verleumdung und Ver 
folgung unter den Gegnern und fast nicht minder unter den 
Freunden oder Parteigenossen erwecken. Der Fürst war sich 
dessen auch vollkommen bewußt bei der Uebernahme des Amtes. 
So dankt er zwar dem Kaiser für das Vertrauen, das er ihm 
mit der Verleihung dieses Postens schenke'), gleichwohl nennt er 
es ein „gefährliches, mühesames und vieler sorgfältigen Verant 
wortung unterworfenes Werk" und bittet in kaiserlichen Gnaden 
ihn ehestens desselben wieder entheben zu wollen. 
Die zweite Relation des Fürsten an den Kaiser vom 
9. December 2) zeigt, wie er allseitig bemüht ist, den Pflichten 
seines Amtes nachzukommen. Er sendet Commissarien in die 
Kreise und Aemter die provisorische Huldigung anzunehmen, die 
kaiserliche Autorität herzustellen, die gegnerischen Beamten und 
Obrigkeiten abzusetzen und neue an ihre Stelle zu bringen. Er 
') Schreiben vom II. December 1620 bei d'Elvert, 5. 
-) Ebenda, 2.
	        

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