gewiß in der unbeschränkten Herrschaft zu suchen, welche sein
alter Gegner Cardinal Kleöl unter dem alternden und kränkeln
den Kaiser Matthias ausübte. Da beide Rivalen waren und
niemals harmonirten, so stießen Karls Bemühungen stets auf
den nicht zu bewältigenden Einfluß seines in der Gunst des
Kaisers stärkeren Nebenbuhlers. Er zog es daher vor, sich ganz
zurückzuziehen und seine Zeit abzuwarten. Nur einmal wurde
er von Kaiser Matthias selbst herbeigerufen. Das war zur
Krönung des Erzherzogs Ferdinand als böhmischen Königs nach
Prag im Jahre 1617. Die Einladungsschreiben lauten äußerst
dringend und fordern den Fürsten auf zur Besprechung wichtigster
Angelegenheiten am bestimmten Tage und zur bestimmten Stunde
zu Prag im Schlosse sich einzufinden, wenn nicht Gottes Macht
und die zwingendste Nothwendigkeit ihn abhielten'). Als erster
Landstand Mährens war schon seine Gegenwart allein bei der
Krönung des neuen böhmischen Königs von höchster Wichtigkeit.
Fürst Karl erschien, doch wissen wir nichts von seiner Thätig
keit. Bei der Krönung selbst hatte er einen bevorzugten Sitz
neben dem Herzog von Sachsen-Lauenburg, nicht durch kaiserliche
Gnade, sondern durch die Stände selbst gegeben, was ihm so
wichtig schien, daß er diesen Umstand und seinen Platz durch
eine eigenhändige Zeichnung für seine Nachkommen aufbewahrt hat.
Bezeichnend ist es für sein Verhältniß zu Cardinal Klesl,
in welchem sicher das Motiv seiner Zurückgezogenheit lag, daß
er, von der böhmischen Krönung abgesehen, zum ersten Male
wieder auf der politischen Arena erschien, sobald durch die Erz
herzoge Ferdinand und Maximilian der Sturz Klesl's herbei
geführt war. An der Einleitung zu demselben, sowie an den
Vorgängen dabei scheint er aber nicht betheiligt gewesen zu sein.
Auch beschuldigt ihn dessen keine Stimme. Als es sich aber für
den Kaiser Matthias darum handelte, diejenigen, welche die
Rathgeber zu dem gewaltsamen, wider sein Wissen und Wollen
>) Liechtenstein. Archiv X. 16.