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Die Stände trafen zwar alle Anstalten Truppen zn
sammeln, Geld und Kriegsmaterial zu beschaffen, allein die
Sache ging doch nicht, wie Karl von Liechtenstein es wünschte,
und er klagt insbesondere in seinen Berichten an den Kaiser')
darüber, daß zu große Unordnung überall im Lande eingerissen
sei, daß er niemand habe, ans den er sich verlassen könne oder
der ihm helfe, und keinen tauglichen Befehlshaber mit Aus
nahme des Generals Hoditz. Das Fußvolk, das er zusammen
raffen konnte, war zum großen Theile auch nur ungeordnetes
Bauernvolk. Auch von außen fand er für den Augenblick keine
Hülse. Die Gesuche an den Kaiser, böhmische Truppen zu senden
oder die schlesischen Fürsten und Stünde zu bewegen, dasjenige
Volk, welches der Herzog von Tcschcn müßig an der Gränze
beisammen habe, zn ihm stoßen zu lassen, blieben umsonst. In
ähnlicher Lage befand sich Erzherzog Matthias als Statthalter
von Oesterreich, der, einen Einfall der Türken selbst befürchtend,
in der Person seines Hofdieners Johann Grill einen Gesandten
au Karl von Liechtenstein schickte, um ihn zu einer kurzen Zu
sammenkunft oder wenigstens zu gemeinsamem Handeln zu ver
anlassen -).
Mittlerweile hatten sich die Mährer selbst geholfen. Ihren
Drohungen gemäß fielen die Ungarn am 26. Mai durch die
schlechtbewachten Pässe mit verschiedenen Haufen in Mähren ein.
Da die mährischen Truppen, durch falsche Nachrichten verleitet,
den Einfall anderswo erwartet hatten und zerstreut standen, so
vermochten es die ungarischen Haufe», einzelne Abtheilungen zu
überrumpeln, verschiedene Ortschaften einzunehmen und Ver
wüstungen genug anzurichten. Am 3. Juni gelang es aber dem
General Hoditz, einen der größeren Haufen unter Thomas
Bosnyak bei Göding in die Flucht zu schlagen. Ein zweites
Corps Ungarn unter Redey, das sich zur Belagerung von
i) Dobner, Monumenta II. 457 ff.
-) Dobner, Monumenta II. 454. Das Schreiben des Erzherzogs
bntirt von Wien am 12. Juni >605.