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Kaiser Ferdinands II., in Angelegenheit ihrer Tochter Maria
Christina, die ans Wunsch Kaiser Rudolfs Sigismund Bathory
von Siebenbürgen gehcirathet hatte und, nachdem ihr die Ver
sprechungen nicht gehalten waren, in Noth und Schulden ge
rathen war. „So hat uns für gut angesehen", heißt cö im
Anfang des Briefes, „solch unser Obliegen Euch als höchst-
gedachter Ihrer kaiserlichen Majestät und Liebden Geheimen
Rath, die Ihr nit allein bei derselben vor andern den freien
Zugang habt, sondern auch von Ihm in dem, was Ihr für
bringet, mit willigster Audienz gnädigst vernommen werdet, dem
jenigen großen Vertrauen nach, das ich und genannter geliebter
Sohn (Ferdinand) zu euch tragen und haben, der Länge nach,
doch aufs kürzeste es sein können, zu entdecken, des Versehens,
Ihr werdet uns damit so zwar willfahren, als wir es hin
wieder gegen euch in allen Gnaden zu erkennen nit unterlassen
wollen". — Trotz solchen Vertrauens, dessen sich Karl demnach
bei dem Kaiser erfreuen mußte, findet sich doch nichts von per
sönlichen Gunstbezeugungen aus dieser Zeit, wenn nicht dahin
zu rechnen ist, daß er und seine Brüder „wegen ihrer vortreff
lichen Eigenschaften und treu geleisteten Dienste" im Jahre 1603
(oder schon 1602) das Jndigenat von Ungarn durch den Kaiser
erhielten >).
Karl von Liechtenstein blieb i» seiner Stelle als Gehcim-
rath am Hose zu Prag bis zum Jahre 1604. Bis dahin hatten
sich die Angelegenheiten des Landes Mähren in außerordentlicher
Weise verändert. Die Partei der katholischen Restauration war
völlig zum Siege gekommen, alle Landesämter in den Händen
von Katholiken, dadurch der Einfluß des Hofes außerordentlich
gewachsen. Gleichzeitig seufzte aber auch das Land unter den
Folgen und Leiden des schlecht geführten Türkenkrieges, unter
den Ausschweifungen der durchziehenden und im Lande weilenden
kaiserlichen Regimenter, unter den räuberischen und barbarischen
>) Archiv des Finanzminist.
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