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tunst mit Kaiser Rudolf >), und am 15. März 1584 wurde der
uicderösterreichischen Regierung und Kammer mitgetheilt, daß
Se. Majestät den Wolfgang Herrn von Liechtenstein in Ansehung
seiner treu geleisteten Dienste und ausgezeichneten Tugenden den
Rathstitel aus eigener Bewegung zu verleihen geruht Habens.
Wie damals sämmtliche Angehörige des Hauses Liechten
stein und wie überhaupt der größere und angesehenere Theil des
österreichischen Adels, so bekannte sich auch Wolfgang öffentlich zur
evangelischen Lehre. Bei der im Jahre 1580 vom 13. bis zum
22. September theils zu Feldsberg, theils zu Enzersdorf im
Langenthal abgehaltenen evangelischen Kirchenvisitation im Viertel
Unter-Manhartsberg finden sich die folgenden Angehörigen des
Hauses Liechtenstein angeführt: Georg Erasmus, Georg Hart
mann, Hans Septimius, Hartmann, Heinrich und Wolfgang 3 ).
Weiset schon die Abhaltung der Visitation zu Feldsberg auf
innigen Zusammenhang hin, so wissen wir auch, daß Wolfgang
zur Herbeiführung der Visitation selbst mitgewirkt hatte. Die
Stände Niederösterreichs hatten einmüthiglich den gelehrten
Theologen Dr. Bacmeister von Rostock zu dieser Visitation be
rufen. Derselbe nahm die Aufforderung an und kam im Juni
1580 in Oesterreich an, wo er von den Ständen zunächst auf
dem Schloß Rodaun nächst Wien bei Joachim von Landau ein-
logirt wurde. Hierher kamen zu ihm zu den Verhandlungen
die Abgeordneten der Stände, nämlich drei aus dem Herren-
ftande: Haus Wilhelm von Rogendorf, Wilhelm von Hoffkirchen
und Wolfgang von Liechtenstein; aus dem Ritterstaude: Wolf
Christoph von Enzersdorf zu Enzersdorf im Langenthal, Franz
von Gera zu Michelstetten und Siegmund Leiser zu Kamer.
Der Doctor hielt ihnen eine Predigt und beantwortete ihre
Vorfragen bezüglich der Visitation, ob die von den Ständen
approbirte Declarationsschrift über die Erbsünde noch mehreren
1) Khevenhiller, Ann. I. 239.
2) Archiv des Finanzminist.
2) Raup ach, Evangel. Oesterreichs. Forts. 300.