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der folgende Brief, den er am 24. Juni an Mutter und Ge
mahlin zugleich richtete *):
21. Junius 1799.
„Meine theure Mutter und Gattin!
Mein Brief ist an Sie beide gerichtet, weil ich noch viel
zu müde bin, um einer Jeden von Ihnen besonders zu schreiben,
und doch Ihnen etwas Ausführliches über die Ereignisse der letzt-
verflossenen Tage sagen möchte. Es ist in Wahrheit der erste
Augenblick, daß ich dies zu thun im Stande bin. Ich will von
meiner Ankunft allhier anfangen.
„Aus meinem letzten Briefe vom 15. (Juni) werden Sie
schon erfahren haben, daß ich für die Armee unter Suwarow
und Melas, welche im Marsche gegen Macdonald begriffen war,
bestimmt worden bin; den 16. kamen sie in Voghcra an, wo ich
mich früh Morgens cinfand. Nachmittags marschirte die Armee
gegen Stradella, gegen Abend setzte es schon einige leichte Schar
mützel ab, denen ich beiwohnte. Den 17., 18., 19. waren heiße
Schlachten. Schon am 17. wurde der Feldmarschall-Lieutenant Fröh
lich, unter dessen Division ich war, zwar leicht verwundet, aber doch
genöthigt, das Commando noch dieselbe Nacht abzulegen, man
mußte es mir anvertrauen. Den 17. griffen wir noch um
5 Uhr Abends an; der Angriff war hitzig, der Feind war
besonders auf unserer Seite außerordentlich stark; wir warfen
uns wechselweise mit vieler Hartnäckigkeit. Der Kampf dauerte
bis gegen Mitternacht. Um 9 Uhr Früh hatte der Feind wieder
neue Verstärkung bekommen und schien uns schon zu werfen.
Ich führte eine Reserve von drei Bataillonen Grenadieren ins
Feuer. Ein Kartätschenschuß riß mir den ganzen Rockschoß vom
Leibe und machte aus meinem Rock auf einer Seite einen
Spencer; ich verlor damit einen Beutel mit 30 Dukaten und
-) Ridler, ci. a. O. 59.