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Die Stellung, welche der Fürst Wenzel bei dem Könige
von Sardinien einnahm, war nicht eine seiner leichtesten Auf
gaben. Er sollte ihn als guten Bundesgenossen erhalten, und
doch schwankte sardinische Sympathie immer zn Frankreich hin
über. Allerdings lag das offenbare Interesse Sardiniens eher im
Bündniß mit Oesterreich als auf der Gegenseite. Die Herr
schaft des Hauses Bourbon in Italien, welche von Seiten
Spaniens und Frankreichs angestrebt wurde, mußte dem Könige
von Sardinien gefährlicher sein als diejenige Oesterreichs. Aber
die Erfolge der Feinde in seinen eigenen Landen, die Niederlage,
die er selbst erlitten hatte, der schlechte Zustand der österreichischen
Truppen mußten ihn geneigt machen, sich mit seinen Feinden
auszugleichen. So fanden schon gegen Ende des Jahres 1745
Verhandlungen zwischen Sardinien und Frankreich statt, welche
mit Ausschluß Oesterreichs nahezu zu einem gefährlichen Ende
geführt hätten, wenn nicht die Königin von Spanien dem Ver
trage ihre Zustimmung verweigert hätte. Der Fürst Wenzel
wußte, was im Werke war, und er mußte doch thun, als ob
er nichts wisse und die Freundschaft mit Sardinien im besten
Bestände wäre. Obwohl die Königin von Spanien dem Ver
tragsentwürfe voin 26. December ihre Zustimmung versagt
hatte, gingen doch die Verhandlungen fort. Anfangs März
glaubte man in Wien sichere Nachricht zu haben, daß es zwischen
Frankreich und Sardinien zum wirklichen Abschluß gekommen
sei. Kaiser Franz berichtete dies als tiefstes Geheimniß an den
Fürsten Wenzel, fügte aber hinzu, daß die Kaiserin selber nicht
daran glaube. Sic verließ sich auf das Interesse Sardiniens,
das dem entgegen stand. Und sie hatte Recht; dainals hatten
sich die Dinge in Italien bereits wieder so >vcit geändert, daß
man die Furcht fallen lassen mußte, als werde der König von
Sardinien gemeinsame Sache mit den Feinden Oesterreichs
machen.
Dieser, scheint es, hatte endlich kein rechtes Resultat in
den Verhandlungen gesehen, vielmehr war er mehr und mehr