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excentrischen Geiste durchgeführt wurde, wie er zu jener Zeit
der ganzen Ritterschaft und der Jugend zumal zu eigen war.
Ulrich mochte damals sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig
Jahre zählen. Gelang das Unternehmen, wurde cs so in jeder
Beziehung glänzend und glücklich ausgeführt, wie cs hier der
Fall war, so mußte der Unternehmer großen Ruhm davontragen,
wenigstens auf so lange, bis eine andere Zeit kam, die über
diese Dinge anders dachte.
Als der Domvogt mit Ulrichs Gesinde nach Wien ge
kommen, suchte er Ulrich sofort in seiner Herberge auf, bevor
dieser Zeit hatte, ihm seinen Besuch zu machen. Auch die an
deren Ritter alle kamen herbei, und es gab viel Lachen und
Scherzen, daß sich die Königin auf einmal in einen Mann
verwandelt habe. Ulrich hatte nun noch die Sorge des zu
Neuburg (Korneuburg) ausgeschriebenen Turniers und er bat
den Domvogt alldort seinen Schild zu tragen, was dieser auch
mit Freuden zusagte, ebenso andere und zwar die höchsten
Grafen, Freiherren und Dienstmannen, bis er die Zahl seiner
fünfzig Ritter, die ihn begleiten sollten, voll hatte. Keiner ver
sagte ihm seine Bitte.
Vier Tage verweilten sie noch in Wien und ergötzten sich
in Gesellschaft der schönen Frauen, dann zogen sie an einem
Sonntag in ritterlichem Aufzug nach Neuburg hinaus. Ulrich
ließ sein Banner vorausführen, wohlgeschnitten von weißem
Seidenzendel, mit zwei schwarzen Balken, die schräg nach dem
Schwerte zu Thal liefen; vor diesem kamen noch die Posauncn-
bläser, die einen fröhlichen Marsch bliesen. Hinter dem Banner
führte man seinen blanken Helm mit roth goldncr Helmdecke
und einem Busch von Pfauenfedern und den Schild, auf dessen
weißem Hermelinüberzug die beiden Schrägbalken seines Wappens
von schwarzem Zobel geschnitten waren. Sein Pferd trug eine
weite und lange Scharlachdecke, die mit goldenen Borten ge
gittert und über und über mit silbernen Rosen beschlagen und
mit gelber Seide gefüttert war. Ebenso reich und prächtig