Volltext: Liechtenstein in Europa

des Privatvermögens, und mit der Forderung nach Rechtsgleichheit traf Alois die lebendige Abwehrhaltung gegen die Fremden. Ent­ scheidend aber war, dass auch der Fürst mit der grundsätzlichen Zusage einer erweiterten Kompetenz des Landtags vorsichtig den Anschluss an die liberalen Forderungen der Zeit fand. Die provisorische Verfassung Nun aber wurde der liechtensteinischen Bewegung ihr fähigster Kopf entzogen. Peter Kaiser wurde in allgemeiner indirekter Wahl zum Vertreter des Fürstentums in der Frankfurter Paulskirche gewählt86. Zugleich radikalisierte sich die Stimmung erneut. Abermals fürchtete Menzinger den Anschluss an die Schweiz87. Die Forderung der Bun­ desversammlung, dass Liechtenstein sein Kontingent zu mobilisieren habe, versprach nichts Gutes, denn es rührte an ein altes Gravamen des Landes. Für den Fürsten wurde die Situation prekär — er stand zwischen der offensichtlichen Unfähigkeit, seinen Bundespflichten nachzukommen, und einer allgemeinen Rebellion des Landes. Es zeigte sich, dass niemand zu mobilisieren war. Im Zusammenspiel mit dem Gesandten Holzhausen versuchte man ein dilatorisches Spiel in Frankfurt. Dass ausgerechnet die Unmöglichkeit einer Truppen­ parade zu Ehren des neugewählten Reichsverwesers in Frankfurt das Reichskriegsministerium gegen Liechtenstein mobilisierte, mutet eher grotesk an. Die revolutionären Ereignisse waren in Liechtenstein kanalisiert wor­ den; so konnten am 5. Mai 1848 fünf Vertrauensmänner gewählt werden, die mit dem Landesverweser Menzinger an der neuen Kon­ stitution arbeiten sollten. Da ein kompetenter Jurist fehlte, zog man den Maurener Franz Joseph Oehri88 zu, einen Schulkameraden Kai­ sers und k. k. Militärauditor, der indessen mit den praktischen Pro­ blemen recht vertraut war; in dem Verfassungsrat herrschten die liberalen Tendenzen vor. Das zeigte sich auch in den Entwürfen, besonders an dem aus Frankfurt zugeschickten von Kaiser, während 88 Die Wahlversammlung fand Ende April in Vaduz statt. 87 Es lässt sich freilich nicht ausschliessen, dass Menzinger auf diese Weise auch den Fürsten und dessen Hofkanzlei zu mobilisieren trachtete, um stärkere Rük- kendeckung zu erhalten. 88 Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. 21, 1870, S. 12 f. 79
	        

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