Volltext: Liechtenstein in Europa

vermeiden. Als Bayern am 8. Oktober 1813 im Vertrag von Ried zu den Alliierten überging45, musste auch Liechtenstein den Sprung wagen — am 7. Dezember schloss sich der Fürst der Koalition an und erhielt dafür die Souveränität garantiert. Dass er den österrei­ chischen Diplomaten Edmund Floret zum Gesandten im alliierten Hauptquartier machte und nicht dessen scheinbar kompromittierten Rivalen Grollenburg, zeigt eine typische Verkennung der Situation, denn Grollenburg spielte bald eine bedeutende Rolle bei der alliierten Zentraldirektion der besetzten Gebiete46 und starb als preussischer Regierungspräsident. Für die neuen Verbündeten musste Liechtenstein ein achtzigköpfiges Kontingent stellen, das einen beträchtlichen Blut­ zoll entrichtete; Schuppler hatte es vor allem aus den Unterschichten rekrutieren wollen. Der komplizierte Balanceakt der Rheinbundzeit hatte sich ausgezahlt, wobei Liechtenstein zugute kam, dass die geplante Bundesversamm­ lung des Rheinbundes nie realisiert wurde. Der Rheinbund hatte den Rahmen für Reformen gegeben, hatte für politischen Rückhalt und Stabilität gesorgt, die Liechtenstein aus eigener Kraft kaum erreicht hätte. Mit der neuen Ordnung Europas nach 1813/15 hatte das Land eine gewahrte Selbständigkeit in den Deutschen Bund einzubringen. Zunächst schien es, als ob die Präsidialrolle Österreichs im Bund Fürst und Land unter habsburgischem Patronat wieder zusammen­ führte47. Politisch gesehen waren zunächst die Konsequenzen für das Land geringer als im Rheinbund: es begann eine Zeit der Ruhe und der administrativen Konsolidierung; das Handeln im Bund war Sache des Fürsten, hinter dem das Land zunächst völlig zurücktrat, ohne dass es besonders schmerzliche Lasten tragen musste. Bundes­ politik wurde in Wien gemacht, wenn auch in bescheidenen Massen — dennoch darf man die Bedeutung des Deutschen Bundes für Liech­ tenstein nicht gering einschätzen. Er stabilisierte von aussen die ge­ wonnene Souveränität, erzwang durch seine Normen weitere Moder­ nisierungen und auch schliesslich die verstärkte Ausbildung eigen­ 45 H. W. Schwarz, Die Vorgeschichte des Vertrages von Ried, 1933. — A. Wun­ der, Karl Philipp Fürst von Wrede als Berater des Königs Max Joseph und des Kronprinzen Ludwig von Bayern 1813—1825, Miscellanea Bavarica Monacen- sia 7 (1968), S. 32 ff. 46 P. Graf Kielmannsegg, Stein und die Zentralverwaltung 1813/14, 1964. 47 Dazu: Quaderer, Geschichte. 63
	        

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