Volltext: Liechtenstein in Europa

politische Solidarität der europäischen Völker im Zeichen einer echten Überwindung des Ost-West-Konflikts. Man erkennt aber auch, dass diese neue Solidarität nur im aufrich­ tigen Willen der Mächtigen gegeben ist, und dass sie damit tiefen Spannungen und Störungen weiter ausgesetzt bleibt, die möglicher­ weise über das hinausführen, was in der KSZE erreicht werden konnte. Liechtenstein als der wohl kleinste und unbedeutendste, darum aber auch unbelastete Partner kann in der KSZE doch eine Wirkung aus­ üben. Diese setzt genaue Kenntnis der Vorgänge, Offenheit für alle zielführenden Bestrebungen, Festigkeit in Schwierigkeiten voraus. Unter diesen Bedingungen wird Liechtenstein bei den andern neu­ tralen und nicht paktgebundenen Staaten Stärkung finden und auch in weitere Kreise der Konferenz einwirken können. Mit den Exper­ tentreffen «Menschenrechte» in Ottawa 1985 und «Menschliche Kon­ takte» in Bern 1986 kommt auf alle Teilnehmerstaaten, nach dem oben dargelegten gerade auch auf Liechtenstein, eine besondere Be­ währungsprobe zu. Tiefer als bisher gilt es, in die Problematik ein­ zudringen und zu verstehen, wie die souveräne Verantwortung der einzelnen Staaten in der Lösung von humanitären Fragen nicht im Gegensatz zu ihrer gemeinsamen Verantwortung gegenüber den ein­ zelnen Menschen und ihren Rechten steht. Diese Verbundenheit in der Respektierung des Menschen und seiner Rechte kann zwischen West- und Osteuropa vorhanden sein, muss aber erst gefunden wer­ den. Das tönt reichlich optimistisch. Dennoch liegt hier ein wichtiger Schlüssel zum KSZE-Prozess. Niemand wird die gegebenen Schwie­ rigkeiten unterschätzen und von einer Lösung sind wir noch weit entfernt. Aber selbstzufriedene Skepsis ist ein ebenso schlechter Rat­ geber wie naiver Optimismus. Erst in einem vertieften gemeinsamen Verständnis, einem erneuerten Bild vom Menschen und seiner men­ schenwürdig verantworteten Gesellschaft kann die Spannung in Europa und damit der KSZE-Prozess zur Ruhe kommen. Vorher ist er Ausdruck einer verzweifelten Dialektik. Bleibt er dies, oder wird ihm aus dem Zusammenwirken der 35 im zentralen Bereich der Men­ schenrechte ein neuer Sinn erwachsen? Diese Frage ist unerbittlich an uns gerichtet. 193
	        

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