Volltext: Liechtenstein in Europa

sie in Rechenschaftsberichten von Regierungen stramm aufgereiht zu­ handen der Parlamente angeführt werden.33 Vorerst noch einige Be­ merkungen zu grundsätzlichen Einsichten im Verhältnis von Kultur und Kleinstaat. Mir scheint, dass die Erscheinungsweise einer Gemeinschaft auch deren Wesen zeigt. Derartige Gebilde stehen in Selbstgenügsamkeit in sich selbst und vermitteln durch ihre dynamische Vereinigung eigent­ liche Einsichten in ihr Wesen. Die Rahmenbedingungen für alle öffentlichen Tätigkeiten der gleichsam in Bandagen geschnürten Ge­ meinschaften sind in der Verfassung definiert. Die auf eine Verfas­ sung eingeschworene Gemeinschaft aber ist über Gesetze angewiesen, die Strategien zu ändern, sich anzupassen und den Erfordernissen der Zeit offen zu bleiben. Relativ unveränderlich sind dabei die in der Verfassung hierarchisch strukturierten Grundsätze. «Wo immer es Leben gibt, ist es hierarchisch gegliedert», bemerkte Arthur Koest- ler.34 So kommt der Verfassung der Charakter eines expressiven Symbols zu, eine holographisch gebaute Sinngestalt und ein soziales Kulturgut erster Ordnung. Ein weiteres expressives und kulturpolitisches Zeichen einer Gemein­ schaft ist neben der gesellschaftlichen Ordnung die in Verwaltung genommene örtlichkeit, in welcher diese Gemeinschaft lebt. Welche Strahlungskraft gestaltete Landschaften und örtlichkeiten haben, er­ fährt jeder, der sich in die Zentren alter Mittelmeerstaaten begibt. In Italien und Griechenland spürt jeder heute noch den Anspruch ehemaliger Völker, Staat zu sein. Und Israels Kampf für seinen Staat gründet in den alttestamentlichen Schriften mit ihrer ortsge­ bundenen Eigenart, die zusätzlich durch die moderne Archäologie aktualisiert wird. Nicht zufällig waren und sind führende israelische Politiker entweder Berufsarchäölogen oder sie betreiben diese Diszi­ plin als Liebhaberei. So vermag eine gestaltete Landschaft selbst mit Ruinen, Trümmern und Fragmenten noch einen gemeinschaftsbilden­ den Appell zu artikulieren. Wieviel mehr müssten dann intakte Sym- " Ein sehr umfassendes Dokument für die Kulturpolitik in Deutschland ist der Bericht Ständige Konferenz der Kulturminister,. Kulturpolitik der Länder 1979 bis 1981, hrsg. vom Sekretariat der Kulturminister der Länder in der Bundes­ republik Deutschland, Bonn.1982. 34 Arthur Koestler, Der Mensch Irrläufer der Evolution, Bern und München 1978, 58. 126
	        

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