Wenn man sich mit' derartigen Dingen befaßt,-haben Sie
sich auch einmal um die rechtlichen Grundlagen der Ge
samtsache interessiert und um die rechtliche Möglichkeit
der Durchführung einer derartigen Sache? Finden Sie
die bloße Anwesenheit Beck's in der Tschechoslowakei um
sich zu versichern, daß die Sache in Ordnung sei, für ge
nügend?
Walser: Ich weiß nicht mehr genau; Beck war aus
dem Grunde in der Tschechoslowakei, um die Durchführ
barkeit zu ermöglichen.
Staatsanwalt: Sie haben also auf die bloße Mittei-
■ lung Bruggers an die vollkommene Rentabilität des Li-
körgeschästes geglaubt, Sie haben aus die Mitteilung
Bauer's an die Möglichkeit der Klassenlotterie geglaubt!
Sie haben aus die, Mitteilung Beck's. an die Möglichkeit
der Coburger-Sache geglaubt. Jede Mitteilung einer
■ dritten Person genügte Ihnen anscheinend, um zu sagen,
diese Sache geht, daß sie glänzend sei, risikolos und außer
ordentlich gewinnverheißend.
Walser: Schweigt.
Staatsanwalt: Sie haben, wenn Beck da sagte, sich
vollkommen damit.beschieden. Haben Sie bei Dr. Eisler,
' der die Sache durchführen sollte, sich ein wenig interessiert
ob es gehe?
Walser: Ja.
Staatsanwalt: Und der sagte?
Walser: Ja.
Staatsanwalt: Aber über die Gesetze haben Sie sich
kaum informiert, z. B. über das Gesetz der Tschechoslowa
kei vom Jahre 1920, das sagt, daß bei Enteignungen der
ganze Boden dem Staat zufallen müsse, oder das Gesetz,
das bestimmt, daß an Private nichts verkauft' werden
dürfe,' insbesondere dann, wenn der Private ein Auslän
der sei oder die Bestimmung, daß auf eine Gesellschaft,
.die so etwas machen will, nur so viel entfallen dürfe als
^ zur ordentlichen Bewirtschaftung selbst notwendig ist?
Walser: .Tatsache ist, daß viele solche Gesellschaften
existieren und solcher Privatbesitz.
Staatsanwalt: Können Sie mir einen einzigen kon-
- kreten Fall sagen, damit.ich Ihnen gerne glauben kann?
Walser: Ich weiß die Namen nicht mehr. . .
Staatsanwalt: Das ist das Unglück, daß Ihnen im'-
mer das Gedächtnis im Stiche läßt, der Name entfällt.
Walser: Es ist schon lange her.
Staatsanwalt: Aber gerade dort, wo man für Sie
^ etwas Entlastendes erfahren könnte, verläßt Sie Ihr Ge-
> dächtnis.
Walser: Meinetwegen. Umso eher müssen Sie mir
% glauben, wenn mir ein.Entlastungsmoment dem Gedächt-
* nie entschwunden ist.
I 1 Staatsanwalt: Nein, ich stehe auf einem andern
Standpunkt: Sie hätten sich jedenfalls in der bedauerlich
langen Zeit, in der Sie hier sind, doch einmal Rechenschaft
geben können oder darüber nachdenken können, was
denn in dieser Sache war.
Walser: Das ist keine Heil-Anstalt zur Gedächtnis-
stärkung. .
Staatsanwalt: Das gebe ich zu: zu dem Zwecke hat
. man Sie auch nicht in Hast-gesetzt, sondern aus einem an-
^' dern Grunde.
£ Präsident: Ich bitte zur Sache.
Staatsanwalt: Sie haben dann, als. Sie ein' Tele
gramm von Thöny erhielten, in Bukarest, daß Sie kom
men sollten, ein Telegramm herauf geschickt, wo es hieß
„O, welch ein Theater in Vaduz". Wie meinten Sie das?
Walser: Es hat sich darum gehandelt, daß Beck nach
Wien kommen soll. Ich habe telegraphiert: ein Tele
gramm ist zu spät gekommen, sodaß er bereits ein zwei
tes Telegramm nachgeschickt-hat. Sofort konnte ich nicht
wegkommen, ich konnte auch nichts tun, ich hatte die
Wechsel nicht in der Hand.
Staatsanwalt: Wußten Sie damals etwas von den
Wechseln?
Walser: Ich wußte, doch von den Coburger-Wechseln
.und anderen. Und dann wußte ich von Thöny, als ich um
Weihnachten hier war, daß mit Earbone ein Geschäft av-
geschloffen wurde.
Staatsanwalt: Hat Ihnen Thöny erzählt, welche
Laufzeit der'Wechsel hatte?
Walser: Nein, darüber haben wir nicht gesprochen.'
Staatsanwalt: Daß sie fällig würden und prolongiert
werden müssen?
. Walser: Das weiß ich nicht mehr; ich habe blos erfah
ren, daß Earbone die Wechsel einlöste, weiß aber nicht zu
welchem Zeitpunkte.
Staatsanwalt: Ich frage, Thöny, haben Sie Walser
einmal etwas davon mitgeteilt, daß diese Wechsel eine
bestimmte Laufzeit haben u. prolongiert werden müssen?
Thöny: Bon dem war Walser orientiert, weil er. im
Februar mit Earbone verschiedene Geschäfte gemacht hat.
Daß die Wechsel fällig find (zu Walser gewendet) hast Du
ja gewußt. Ich meine, im Jänner-Februar wäret Ihr ja
beieinander in Berlin. '
Walser: Ich möchte bemerken, daß ich bei meiner An
wesenheit in Berlin noch nicht recht im Bilde wär über
das Geschäft mit Earbone, es konnte mich auch nicht in
teressieren. Ich war nicht beim Abschluß/
Staatsanwalt: . Waren Ihnen die Verhältnisse des
Earbone bekannt, die finanziellen? .'
Walser: Nein, d. h. er ist mir als gut geschildert wor
den.
Staatsanwalt: Haben.Sie von Beck-keine Nachricht
bekommen, was Earbone getan hat um die Zeit im Jän
ner 1928, wo Sie sich nach Verabreichung einer Ohrfeige
wieder gefunden haben? .
. Walser: Beck hat mir den.Auftritt erzählt, er hat
mir aber auch gesagt, daß Earbone von Haus äus ein sehr
vermögender Mann sei.
Staatsanwalts Hat er Ihnen von dem Zusammen
hang des Auftrittes mit Earbone nichts erzählt?
Walser: Ich weiß es nicht mehr. ‘
Staatsanwalt: Haben Sie im März noch, weitere Ge
schäfte gemacht? Nachdem Sie in Wien die Wechsel über
geben haben an Ritter? War Ihnen um diese Zei.b viel
leicht, in einer Richtung klär, daß die Sache doch etwelche
Gefahren in sich berge?
Walser: Nein.
Staatsanwalt: Hat Ihnen Thöny nicht.davon erzählt,
daß er Schwierigkeiten häbe, den 250,000 Fr.- Wechsel ab
zudecken?
-Walser: Ich war dazumal nicht in Vaduz und habe
erfahren, daß er eingelöst ist durch Beck^'.