Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Stenographischer 
<mü -em Kriminalprozeß gegen Kranz THSay, Nico Beck, Anton Walser und Rudolf Lardone. 
7. Ausgabe. 
| Mittwoch früh, 8 Uhr. 
Präsident: Wir fahren fort mit dem Verhör des An 
geklagten Anton Walser. Anton Walser, Sie haben also 
- eigentlich in dieser Transaktion, die wir gestern bespro 
chen haben, eine Reihe von-Reisen ausgeführt ins Aus 
land, und Sie haben, wie sich, aus der Untersuchung ergab, 
bei solchen Reisen einen Diplomatenpatz verwendet. Wol- 
| Ieri Sie sich darüber aussprechen, wieso Sie dazu kamen, 
seinen Diplomatenpaß zu verwenden, unter welchem Bor 
dwände Sie zu einem solchen kamen und wo sich dieser Paß 
Wetzt befindet. 
U Walser: Es war nicht notwendig, den Diplomatenpatz 
Unter einem Vorwände zu erhalten, ich bekam ihn von der 
Legierung, weil ich im Auftrag der Regierung eine Reife 
Aach Feldsberg machen mußte. 
Präsident: Wann war das? 
Walser: Das weiß ich nicht genau. 
Präsident: War das in der Zeit seit Oktober 1926? 
Mußten Sie damals nach Feldsberg fahren im Auftrage 
Mr Regierung? 
t*. Walser: Nein, das war früher. 
V Präsident: Haben Sie dann auch noch einen gewöhn- 
Men Reisepaß gehabt? .Haben Sie für Reisen nach Ru- 
minien und Berlin, die nicht im Zusammenhange mit 
Mer Reise nach'Feldsberg waren, auch einen Diploma- 
Mpaß verwendet? 
^Walser: Den Diplomatenpaß habe ich auch zur Reise 
WK Rumänien verwendet. 
Präsident: Warum?' 
Walserl Ja, weil die Gebühren dann weggefallen sind. 
Präsident: Wieso glaubten Sie sich legitimiert, den 
Momatenpaß zu benützen für die erste Reise nach Ru- 
Mnien? Fühlten Sie sich berechtigt? 
Walser: Ja, den Diplomatenpaß hatte ich und wenn 
^ Regierung wollte, hätte ich ihn abgegeben, 
i Präsident: Wer Sie sind doch nicht im Aufträge der 
Gierung gefahren? 
f'Walser: Nein. 
^ Präsident: Wo ist der Patz jetzt, 
k Walser: Das weiß ich nicht. 
^Präsident: Ist er nicht abgegeben worden? 
ptalfer: Nein. 
^Präsident: Ist er auch bei Ihnen zu Hause nicht vor- 
ralser: Er ist wahrscheinlich in Rumänien. 
Präsident: Haben Hie ihn später wieder yerwendet? 
Freitag. 22. November 1919. 
.. Walser: Privat.bin ich immü mit einem gewöhn 
lichen Patz gefahren. 
Präsident: Ich muß noch eine offenbare Unstimmig 
keit abklären, auf Seite 13 der Anklageschrift heißt es: 
(lieft): Sie erinnern Sich daran, daß Sie am 28- Depember 
1926 einen Brief an den Barmer-Bankverein geschrieben 
haben wegen weiterer Garantie für den Fall der Gewäh 
rung der Konzession der rumänischen Regierung? We 
gen einer weiteren Garantie des Barmer Bankvereines 
für die Durchführung der Klasienlötterie? Sie waren in 
der vollen Hoffnung auf das Telegramm von Bauer hin, 
das Ihnen 2—3 Tage vor Weihnachten zugesandt wurde, 
daß alles in bester Ordnung sei, daß er Ihnen und sich 
selber nur gratulieren könnte. Erinnern Sie sich nochran 
die Korrespondenz über diesen Punkt, die Sie geführt 
haben mit dem Barmer-Bankverein wegen der Garantie? 
Walser: Nein. 
'Präsident: Sie haben dort gesagt. Sie könnten nicht 
riskieren, daß diese Konzession nachträglich wegfalle'. 
Mangels finanzieller Garantie dürften Sie nichts riskie 
ren? 
Walser: Ich kann mich erinnern,.daß ich dem Barmer- 
Bankverein geschrieben habe, die Garantie zu stellen für 
die Pflichten, öie'aus der Konzession zustande kommen, 
aber ich kann mich nicht genau an die Einzelheiten erin 
nern. . . * - 
■ Präsident: Hier sollte es offenbar heißen (liest) „we 
gen Nichtleistung der Garantie". 
Präsident: Sie haben sich gegenüber dem Barmer- 
Bankverein nicht auf den Standpunkt gestellt, daß die 
Sparkasse entlastet sei, wenn die Konzession nicht gewährt 
werde? 
Walser: Das muß aus den Korrespondenzen ersicht 
lich, sein. - , - 
Präsident: Wenn Sie sich nicht klar erinnern, würden 
wir diesen Punkt bei Verlesung der Akten noch genauer 
abklären. Nun wollen wir eine Rekapitulation vorneh 
men über alle diejenigen Gelder, die Sie eingenommen 
haben. Es würde sich also um folgendes handeln. Ein 
mal um die 300,000 RM. vom Barmer Bankverein, dann 
die Zinsen zu Gunsten des Barmer Bankvereines. . Be 
zahlt worden sind also die Wechsel von 21,000 RM. und 
18,610 RM. 
Walser: Die ersten 18,000 sind hieher übersandt wer 
den. " 
Präsident: Hipd ?s HMoptoerlöfe?
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.