Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

78 
Walser: Ein Budapester. Man hat davon ge 
sprochen verschiedene Sachen, wie eS ist in solchen 
Kreisen, man hat alle möglichen Projekte. 
Vorsitzender: Aber abgeschlossen worden? 
Walser: Nein. 
Präsident: Dann spricht auch er davon, daß 
Carbone auf hohem Fuße gelebt hat. 
Walser: Davon weiß ich nichts. Ich war nicht 
solange dort. 
Präsident: Es ist auch hier in dieser Sache 
offenbar nicht zu einem Geschäftsabschlüsse ge 
kommen. 
Präsident: Ich weiß nicht, ich habe für mich 
den Gedanken bekommen, ob es richtig ist, oder 
nicht, weiß ich nicht, ob es Ihnen nicht eigentlich 
daran gelegen war, einen Wiederverkäuser zu su 
chen und ob Sie dann das Geschäft mit Goldfinger 
erst abgeschlossen hätten, wenn Sie einen Wieder 
verkäuser gefunden hätten. 
Walser: Den haben wir gehabt. 
Hat Dr. Sümegy doch nicht positiv mit Ihnen 
abgeschlossen ? 
Walser: Er hat gesagt: Meine Herren, wenn 
Sie den Vertrag abgeschlossen haben, machen wir 
das Geschäft fertig. 
Präsident: Warum haben Sie dann nicht die 
Uebevgabe der Aktien verwirklicht? 
Walser: Schon einmal im Protokoll erwähnt. 
Jedenfalls, daß Goldfinger nicht den Ver 
sprechungen nachgekommen ist, eine interne Bi 
lanz zu bringen und den Kontoauszug, das Ver 
hältnis der Gesellschaft zu ihm, die Belastung, 
weil sie bei der Bank diskontiert sind, eine be 
glaubigte Abschrift des Shndikatsvertrages und 
so verschiedene Sachen. 
Präsident: Die ganze Geschichte hat dann ge- 
endigl. mit. einem Wechseldiskontierungsgeschäst. 
Walser: Das ist nicht wahr. Goldsinger hat 
nie einen Wechsel diskontiert. 
Präsident: Dem Goldfinger sind für 160.000 
Fr. Wechsel eingehändigt worden, ich weiß das 
aus der Untersuchung. 
Weder: Die Geschichte hat geendet mit einer 
Diskontierung von Wechseln im Werte von RM 
160.00.0, zweimal zu 30.000. 
Waren Sie bei diesen Wechselbegebungen und 
Diskontierungen beteiligt. 
Walser: Nein. 
Präsident: Hatten Sie Kenntnis davon. 
Walser: Nein. 
Prä ident: Wissen Sie jetzt nachträglich, wer 
das gemacht hat. 
.. Walser: Wer es gemacht hat, weiß ich heute 
noch nicht. Ich habe Thöny angerufen, was ist, es 
gehen Wechsel. Er hat mich angerufen. Niemand 
hat etwas gewußt. Das wird Thöny bestätigen 
und zugeben müssen. 
. ■. Hat es sich doch herausgestellt, daß Dr. Gold 
finger Wechsel in Händen hat und da hat man 
gesägt, er hätte sie nur so in Händen. Sie feien 
nicht diskontiert und daß sie vollständig diskon 
tiert sind und daß er den Betrag hätte ablie- 
ern sollen, daß. das eine interne Abmachung 
var, das habe ich später erfahren. 
Den letzten 50.000 er Wechsel hat Dr. Gold 
finger bekommen von Carbone. Carbone hat nach- 
räglich gesagt, er hätte dem Dr.- Goldfinger den 
50.000 er gegeben unter dem Umstande, daß Gold- 
inger den Vertrag unterzeichnet hätte und ich 
jade dessen ungeachtet in Wien den Vertrag nicht 
unterzeichnet, weil die Unterlagen nicht da waren. 
Präsident: Es sind also tatsächlich 4 Wechsel 
von zweimal 30.000 und zweimal 50.000 an Dr. 
Goldfinger gegeben worden. Dr. Goldfinger hat 
sie disksntieren lassen, nach seiner Auffassung 
70.000 Fr. abgeführt und Alexander Justus und 
Carbone und nach der Darstellung des Carbone 
55.000 nach der Darstellung des Justus 60.000 
sind also 60—70.000, an den Dr. Goldfinger ab 
geführt worden. 
Dr. Goldfinger macht nun die Wechsel direkt 
und indirekt geltend gegenüber der Landesbank. 
Präsident: Thöny sagt- er sei nicht orientiert 
^gewesen über diese Sache. 
Präsident: Aber durch Hugo Tchöny sind 
Ihnen auch Geld zugeführt worden aus -diesen 
diskontierten Golhsingerwechseln. 
Aus den Diskonterlösen haben erhalten: Ni- 
ko Beä 14.000 S. Dann hat Beck an Hugo Thö- 
ny gesendet, zweimal 3000.— S, sind.6000 S. 
Dann haben Sie persönlich erhalten 2000 durch 
Vermittlung des Carbone an Hugo Thöny, das 
sind nämlich die 88.000 Lei. Können Sie sich 
an das nicht erinnern. 
Walser: Ich habe 2000 S erhalten. Aber ob 
.diese aus den Justus-Wechseln waren oder nicht 
konnte ich dazumal nicht wissen. Ich weiß es heute 
von Carbone. 
Präsident: Ich sage durch Beck an Hugo 
Thöny sandten Sie effektiv 6000 und- 2000 S 
von Rumänien nach Bukarest hinunter, erhalten 
aus diesen Goldfingerwechseln. 
Präsident: Sie behaupten nun, daß Sie weder 
direkt noch indirekt an der Wechseldiskontierung 
Goldfinger beteiligt gewesen sind. 
Walser: Ja. 
Damit kämen wir zur Angelegenheit Alex. 
Justus. Wer ist dieser Justus. Wollen Sie uns 
seine Person etwas näher schildern. 
Walser: Möchte Sie bitten, darüber Carbone 
zu befragen. Der kennt ihn länger, ich habe ihn 
durch Carb.one kennen gelernt, kenne seine Ver 
hältnisse und seine Herkunft nicht näher, ich weiß 
nur, daß er eine Villa in Berlin hat. 
Präsident: Ist er Kaufmann? 
Walser: Ja. 
Präsident: Der Brüder des Dr. Sigismund 
Justus. ' - 
Walser: Ja^ ■- 
Präsident: Sagen Sie mir den Zeitpunkt der 
Verhandlungen mit Alexander Justus. - 
Walser: Das weiß ich nicht. 
Präsident: Mitte Mai 1928,'sagen wir im 
Frühjahr 1928.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.