Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

220 
wohl ich ihn von Beck gehört habe, daß hinter dem 
Schwarz nicht irgend eine Spionagegesellschast stehe und 
ich habe dementsprechend diesen Schwarz behandelt. Es 
war logisch, daß ich ohne jede -Information diesen Schwarz 
nicht einführen bannte. Daß Hauser unten gegen mich 
operieren wollte, das habe ich schon im Protokoll ange 
geben. Ich habe sogar Photographien aus dem Ministe 
rium, die das bestätigen, aber ich habe leider die Photo 
graphien nicht hier, ich könnte sonst die ganzen Photo 
graphien aus Bukarest zur -Verfügung stellen. Beck hat 
mir selbst im Frühjahr 1928 in Wien gesagt, daß er gele 
gentlich einer Zusammenkunft mit Hauser nunmehr be 
stätigen müsse, daß die Mission Hausers nichts anderes 
war, als Walser auszuschiffen. Infolgedessen -war ein Ab 
lehnen der Gruppe Würtzweiler mehr als berechtigt. 
Dr. Ditscher: Ich möchte Beck fragen, ob er von Car 
bone seinerzeit auch eine Privatbeteiligung an der Sache 
hatte. 
-Nico Beck: Ich habe zu dieser Frage in meinem Pro 
tokoll Stellung genommen und möchte zu dieser Frage 
ausführen, Carbone hat mir nach der ersten Wechselbege 
bung in Berlin eine Beteiligung an seinem Lampen-Pa- 
tent in der Höhe von 8 Prozent zur Verfügung gestellt. 
Ich habe diese persönliche Gewinnbeteiligung von Car 
bone in Empfang genommen. Ich bin mit dieser Gewinn 
beteiligung nach Vaduz gefahren und habe davon Thöny 
in Kenntnis gesetzt, daß ich diese der Landesbank zur Ver 
fügung stelle. Ich bitte, Thöny zu befragen, ob -das wahr 
ist oder nicht. 
Thöny: Das stimmt. 
Nico Beck: Ich selbst hatte kein Interesse, mich von 
Carbone auf diesem Wege für seine geschäftlichen Trans 
aktionen fangen zu lassen. Ich erwähne in diesem Zusam 
menhange, daß ich Carbone — nachdem ich feststellte, daß 
er die Landesbank in einer derartigen Weise behandelt — 
diese Gewinnbeteiligung vor seinen eigenen Augen zer 
riß und ihm vor die Füße warf, um ja für immer festzu 
legen, daß ich mich persönlich von ihm in -keiner Art und 
Weise beteiligen lasse. 
Präsident: Warum haben Sie sich nicht früher losge 
sagt von Carbone? Sie wußten, daß er diskontieren ließ; 
das erstemal bei Busse. Sie wußten auch die Konditio 
nen; das hat Sie nicht gehindert,-trotzdem mit Carbone 
auf freundschaftlichem Fuße immer weiter zu arbeiten. 
Sie wußten von dem Brief vom 4. Januar 1928, von dem 
Geständnis, das Carbone damals abgelegt hat und Sie 
haben sich nicht losgesagt. Sie haben mit ihm zusammen 
das Koburger-Geschäft angefangen und andere Geschäfte 
betätigt und sind mit ihm im Kontakt geblieben bis zur 
Verhaftung. Es kommt-mir fast vor, als wollten Sie alle 
Verantwortlichkeit auf Carbone abwälzen. Ich mache 
Sie aufmerksam, daß Sie mit -Land und Leuten und den 
Verhältnissen in Liechtenstein vertraut waren, vielmehr 
vertraut als Carbone, da Sie das Sparkassagesetz abso 
lut kannten, wie Sie die Verhältnisse im Lande so gut 
wie Ihre eigenen kannten. Wie kommen Sie dazu, alle 
und jede Verantwortung auf Carbone abzuwägen? 
Nico Beck: Ich will die Verantwortlichkeit nicht auf 
Carbone abwälzen; ich übernehme meine Verantwortlich 
keit im -vollen -Umfange. Ich gah auch den Tatbestand, 
der mich -betrifft, in vollem Umfange zu. Es ist Tatsache, 
daß, nachdem Carboné sein Geständnis abgelegt hat, habe 
ich kein Geschäft mehr mit ihm zusammen gemacht. Die 
Geschäfte der Coburger-Sachje wurden -zwischen Spar 
kassa und der Jnvesting Corporation lediglich durch Ver 
mittlung Carbones getätigt und alle anderen übrigen Ge 
schäfte. Tatsache ist, daß Carbone auch für sein Lampen 
patent nach der Angelegenheit weiter Geld haben wollte, 
daß aber das von mir abgelehnt worden, und auch von 
Thöny abgelehnt worden ist. Carbone hat kurz vor dem 
ersten Januar 1928, d. h. im Dezember 1927, versucht, 
weitere Beträge herauszubekommen von uns und es ist 
damals eben gelungen festzustellen, in welcher Art und 
Weise er diese Beträge von uns herausholen wollte. Ich 
will damit — indem ich diese Tatsachen anführe — in 
keiner Art und Weise meine Verantwortlichkeit aus Car 
bone abwälzen. Das Eine mutz ich feststellen, daß wenn 
Carbone zu den Mitteln greift, um einen Kredit von der 
Landesbank zu bekommen, daß das wahrscheinlich nicht 
der richtige Weg maroden er gehen wollte. Ich erinnere an 
ein Vorkommnis in -Berlin, das ich bisher nicht weiter ge 
schildert habe, das aber den Tatsachen entspricht. Car 
bone hat — als Thöny unruhig wurde wegen der Lam 
pensache und drängte, ich auch drängte — erklärt, er hätte 
einen Mann, der die Verwertung des Lampenpatentes 
auf Grund von zirka 2 Millionen Franken sofort durch 
führen würde. Der Mann sitze in Paris und könne die 
Sache über das Reparationskonto gemacht werden. Es 
wäre ein gewisser Direktor Stahl, der die Sache vorbe 
reiten würde. Nachdem -wir -soweit waren und ich glaubte, 
daß man im Interesse der Landesbank eine solche Ver 
wertung des Lampenpatentes durchführen solle, gab es 
plötzlich einen Halt, indem Direktor Stahl erklärte, Ja, 
wenn er diese Verbindung vermittle, so müßten zuerst 
30,000 Fr. bezahlt werden, die Carbone -von ihm bezogen 
bezw. gepumpt hätte. Ich ließ -mich auf die Sache ein; Car 
bone telephonierte an Thöny und der wird wohl Auskunft 
geben können, daß sich der Fall so ereignete, wie ich ihn 
geschildert habe. Tatsächlich ist es dann auch so heraus 
gekommen, daß Carbone dem Direktor Stahl gar nichts 
geschuldet hat, sondern nur versucht hat, von der Landes- 
bank weitere 30,000 Fr. zu.bekommen. 
-Präsident: Warum haben Sie Carbone nicht von sich 
gestoßen? 
Nico Beck: Ich habe bereits gestern - erwähnt, daß 
-ich mit Carbone nur. im Interesse einer glatten Erledi 
gung der Angelegenheit verkehrt habe. 
Präsident: -War es nicht deshalb, weil Sie nicht 
wagen durften, Carbone abzustoßen in der Furcht, daß 
er die ganzen Machenschaften aufdecken würde? 
Nico Beck: Es war dies nicht persönlich wegen mir 
der Fall die Erwägungen waren rein wirtschaftlicher Na 
tur. Ich habe mir überlegt, daß es am leichtesten mög 
lich ist, in Güte die Sache zu erledigen, nachdem Carbone 
damals hoch und heilig -erklärte, es stehe ihm auf das 
Lampenpatent dieses Recht immerhin so weit zu, daß er 
die Schuld an die Landesbank unbedingt damit decken 
könne. Nach dem Zeitpunkt der Ausdeckung dieser Ma 
nipulationen — also nach dem 8. Januar — habe ich für 
Carbone -keine Geschäfte mehr vermittelt, sondern lediglich 
Geschäfte an die Handeshank und die Geschäfte sind bri
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.